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Interview mit Marlene Jubelius

LEIDENSCHAFT MUSICAL hatte die Gelegenheit zu einem Interview mit Marlene Jubelius, der neuen Helga im neuen Berlin Musical KU`DAMM56.

Liebe Marlene, wir freuen uns, Dich nun bei uns in Berlin auf der Bühne im Theater des Westens zu sehen und natürlich zu hören.
Du hast ja eine umfangreiche Ausbildung im Bereich Musical und Schauspiel absolviert. War es schon immer Dein Wunsch, auf der Bühne zu stehen?


Tatsächlich, ja, schon früh in meiner Kindheit war ich in einer Gesangsgruppe, habe 5 Jahre Partnertanz betrieben und stand schon immer gerne auf der Bühne. Als ich in der elften Klasse war, kam mir dann der Gedanke, dass ich total gerne hauptberuflich in Musicals mitspielen würde, da es mich immer genervt hat, dass ich für die Schule mehr Zeit verbringen musste als für meine Hobbies. Und dank meiner wunderbaren Eltern, die mich immer bis heute unglaublich unterstützten, konnte ich diesen Weg auch gehen.

Kleiner Funfact noch: Abgesehen davon hat die Hebamme meiner Mama bei meiner Geburt schon gesagt, dass ich immer so laut schreie und ich bestimmt mal eine Sängerin werde. Vielleicht kann ich sie mal zu Ku´damm einladen. :)


Du spielst im Musical KU'DAMM 56 am Berliner Theater des Westens die Rolle der Helga Schöllack. Hast Du dich gezielt auf die Rolle der Helga bei der Audition beworben? Und wenn ja, was beeindruckt Dich an Helga, das Du auf der Bühne sie verkörpern wolltest.


Eigentlich war ich bei der Audition für Cover Helga und Eva eingeladen und war vollkommen überrascht und überwältigt, als ich den Anruf bekam, dass mir die Erstbesetzung Helga angeboten wurde.

Mich beeindruckt Helgas Stärke trotz häufigem Scheiterns immer wieder aufzustehen und weiterzumachen.


Was verbindet Dich persönlich mit der Figur der Helga? Habt ihr Gemeinsamkeiten oder seid ihr komplett verschieden?

Das Spannende für mich ist, dass ich eine Rolle spielen darf, die mir sehr fern ist. Das ist eine Herausforderung, aber macht mir super viel Spaß. Ich würde sagen, ein großer Unterschied zwischen Helga und mir ist, dass Helga immer bedacht ist, wie sie und ihr Handeln nach außen und besonders auf andere wirkt. Wer mich kennt, der weiß, dass ich mir eher öfter mal Gedanken machen sollte, wie ich nach außen wirke =D Mittlerweile merke ich aber auch durchaus ein paar Gemeinsamkeiten. Ich bin beispielsweise selbst auch oft sehr perfektionistisch und streng mit mir selbst, was ich Helga auch zuschreiben kann. Und manchmal muss ich im Alltag etwas schmunzeln, wenn ich plötzlich merke, wie ich meine Bettwäsche auch ganz ordentlich zusammenfalte. So wie sich das eben gehört für eine Helga. ;)


KU'DAMM 56 spielt in einer Zeit, als Du noch gar nicht geboren warst. Hättest Du gerne in dieser Zeit gelebt?

Die Mode und der Stil der Zeit gefallen mir sehr! Jedoch würden mir die Freiheiten fehlen, die ich als emanzipierte Frau heute als selbstverständlich erachte. Aber das ist ja das Schöne und Spannende an meinem Beruf, ich kann immer mal in eine andere Zeit zurückversetzt werden, in eine Rolle schlüpfen und versuchen, mich mit den Thematiken und den damit verbundenen Sorgen, Ängsten usw. dieser Zeit auseinanderzusetzen.


Die Musikrichtung in der Zeit ist auch eine andere als die, in der Du groß geworden bist. Hat Dich diese Musik und speziell der Rock ’n’ Roll schon vorher begeistert, oder bist Du erst durch das Engagement im Musical auf diese Musik gestoßen?

Das Spannende an Ku’damm 56 ist, dass die Ära sowohl modisch als auch in der Ausstattung präsent ist, die Musik hingegen modern ist und eher heutiger Popmusik ähnelt. Aber natürlich macht es super viel Spaß zu “Mutter Brause” Rock ‘n’ Roll zu tanzen.

Helga ist ja die älteste der drei Schöllack Schwestern und sie ist die erste, die heiratet. Nun war ja 1956 die Situation für Frauen, sich zu verheiraten ganz anders als heute. Die jungen Frauen sind unaufgeklärter und mit ganz anderen Vorstellungen in die Ehe gegangen. Ist dies für Dich heute überhaupt noch vorstellbar bzw. nachvollziehbar?

Es ist nachvollziehbar, aber aus heutiger Sicht nicht mehr vorstellbar, meiner Meinung nach. Ich persönlich bin sehr dankbar, dass ich heutzutage die Freiheit besitze zu tun und zu lassen, was mir gefällt und auch einer Karriere nachkommen darf. Bei Ku’damm 56 ist die Rolle der Monika die Figur, die den Weg der selbstbewussten Frau vorzeichnet. Ich bin auf jeden Fall sehr dankbar, dass sich hinsichtlich der Frauenrechte viel getan hat und man nicht mehr das Frauchen hinter dem Herd sein muss. Da hätte ich dann auch kläglich versagt.


In einer Szene schlägt Dein Bühnenehemann Wolfgang dich und Du verteidigst dieses Verhalten mit dem Satz“ Er ist mein Mann und er darf das tun.“ Wie empfindest Du als aufgeklärte, emanzipierte Frau solch eine Aussage einer jungen Frau von 1956?

Natürlich geht das aus heutiger Sicht gar nicht. Jedoch ist es interessant, mich in die Lage einer Frau zu versetzen, für die das im Jahr 1956 üblich war, ihren Mann in Schutz zu nehmen und die alles versucht, um ihr Ansehen in der Gesellschaft aufrecht zu erhalten, um eine gute Ehefrau zu sein.

Für mich als Darstellerin ist es total spannend, solch einen Satz, der in der heutigen Zeit unakzeptabel ist, in meiner Rolle als Helga zu verteidigen.

Helgas Song „Alles wird gut“ ist, wie wir finden, eine wunderbare Zusammenfassung der Stellung einer jungen Frau als Ehefrau. Alles soll perfekt sein, sie will jedem gerecht werden und das versucht sie auch mit Enthusiasmus und Diplomatie zu erreichen. Am Ende aber eskaliert die ganze Sache und es wird – nicht alles gut. Solch eine Situation hat sicher schon einmal jeder erlebt, man möchte etwas perfekt machen und am Ende geht alles schief, was nur schiefgehen kann. Hast Du so etwas auch schon einmal selbst erlebt und wie gehst Du mit solch einer verfahrenen Situation dann um?

Jeder kennt Situationen, bei denen einiges schief läuft. Aber eins kann ich sagen: Ich reagiere meistens panisch und muss erst einmal mit mindestens 5 Leuten darüber sprechen, die sich mein Leid anhören müssen. ;) Aber dann versuche ich eigentlich auch schnell wieder mich zu fangen, wobei mich solche Situationen manchmal lange verfolgen und ich mir noch viel zu viele Gedanken mache. Also ich denke, ich bin nicht so gehalten bzw. beherrscht wie Helga, die ihre Gefühle eher unterdrückt und sogar noch am Ende die Zähne stark zusammenbeißt und sagt: „Alles wird gut!“, auch wenn man sieht, dass sie innerlich explodiert. =D Das ist übrigens mein Lieblingsmoment in dem Song, wie man vielleicht auch sieht.


Was beeindruckt Dich am Musical KU`DAMM56 privat am meisten, und welche Rolle wäre vielleicht auch noch interessant für Dich?

Mich beeindruckt am meisten, in eine Zeit einzutauchen, die weit vor meiner Lebenszeit stattfindet und zu lernen, was Menschen damals bewegt hat. Außerdem beeindruckt mich die unkonventionelle Art, wie Ulf Leo Sommer und Peter Plate, die Musik in das Stück eingebunden haben. Abgesehen von Helga, wäre Eva eine großartige Rolle, da sie meinem Naturell und meiner Spielfreude sehr entspricht.


KU'DAMM 56 feiert in Berlin einen großen Erfolg und es wurde erst vor Kurzem bis Februar 2023 verlängert, sehr zur Freude der Zuschauer. Wirst Du bis zum Schluss hier in Berlin dabei sein?

Ja, ich freue mich sehr, dass ich weiterhin bei Ku´damm 56 dabei sein kann und in so einem tollen Theater spielen darf. Also ich freue mich auf jeden, der uns weiterhin am Ku´damm besuchen kommt!


Viele denken ja, dass Euer Job recht „easy“ ist. Am Abend für 3h auf die Bühne, manchmal auch Doppelshows und das war es dann. Dass dem ganz und gar nicht der Fall ist, kann man sich eigentlich denken. Gibt es feste Rituale oder einen festen Tagesplan, um diesen doch anstrengenden Job durchzustehen?

Bei einer Doppelshow ist unser Chailatte-Ritual nicht wegzudenken. Isabel Waltsgott und ich trinken in der Pause immer einen Chailatte, das hat sich irgendwie jetzt so eingeschlichen und gehört fest zu unserem Doppelshow-Wochenende.  Zudem habe ich mir jetzt fest vorgenommen, endlich wieder einmal die Woche schwimmen zu gehen. Ich war als Teenager lange im Schwimmverein und das ist ein perfekter Ausgleich. Frag mich dann gerne nochmal in ein paar Monaten, ob ich es gemacht habe. ;) Außerdem versuche ich, unter der Woche viel Zeit mit Freunden zu verbringen, ich habe keinen festen Tagesplan, nehme mir aber immer etwas vor für die Woche, was ich gerne erledigen möchte.


Ein herzliches Dankeschön an Dich, liebe Marlene! Dafür, dass Du dir für uns die Zeit genommen hast und unsere Fragen so ausführlich beantwortet hast. Wir wünschen Dir für die weitere Spielzeit viel Erfolg und viel Spaß auf, sowie hinter der Bühne.

Falls ihr Marlene und Ihre Kollegen noch LIVE erleben wollt, so habt ihr bis Februar 2023 Zeit, denn das Kult-Musical wurde zur Freude der Fans verlängert.

Interview mit Marlene Jubelius

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