In der letzten Woche feierte OPERETTE FÜR ZWEI SCHWULE TENÖRE nach einer bereits erfolgreich absolvierten Spielzeit in 2021 seine Wiederaufnahme in der Berliner Kabarett ANSTALT (BKA). Wir waren dabei und haben uns unsere Lachmuskeln strapazieren lassen und haben uns köstlich unterhalten gefühlt.
Was ist eigentlich eine Operette?
Operette, das Wort stammt aus dem Italienischen und bedeutet „kleine Oper“. Sie ist ein musikalisches Bühnenwerk, das mit eher leichter, eingängiger Musik daherkommt und mit einer heiteren und/oder sentimentalen Handlung das Publikum unterhalten sollte. Im Gegensatz zur Oper werden die Musiknummern durch gesprochene Dialoge verbunden. Die Operette wurde im Laufe der Zeit auch als Singspiel, „musikalische Komödie“ oder „musikalisches Lustspiel“ benannt. Seit dem 18. Jahrhundert kann man von Operettenaufführungen lesen und hören. Bis heute hat die Operette einen immerwährenden Wandel vollzogen.
Humorvoll und frivol
Die ersten „Operetten“ waren ursprünglich Einakter mit frivolen und grotesken Inhalt. Zumeist eine ins Lächerliche verzerrte Abbildung der Realität.
Paris und Wien haben an der Entstehung und Umsetzung von Operetten einen großen Anteil.
Im Laufe der Jahre veränderte sich der Anspruch an die Operette. Besonders die Wiener Operette veränderte sich zunehmend in Richtung Spieloper mit dem Anspruch nach mehr Seriosität. Ein prägnantes Beispiel dafür ist DER ZIGEUNERBARON (1885).
In den 1920er-Jahren wurde die Operette zunehmend von der Revue, dem Kabarett und dem Kino verdrängt.
Berlin und die Operette
In Berlin entwickelte sich nach dem Ende des Ersten Weltkriegs zum Zentrum der deutschsprachigen Operette, und viele Wiener Komponisten vergaben Uraufführungen ihrer Werke in die deutsche Hauptstadt.
Die Geschichte der Operette ist vielschichtig, spannend und interessant. Die heutigen Musicalfans wären in früheren Zeiten ganz sicher das Publikum in einer Operette gewesen.
Viele etwas ältere Musicalbegeisterte hatten ihren ersten Kontakt zu diesem Musikgenre bestimmt in einer Operette. Den Begriff Musical gab es damals noch nicht. Berlin entwickelte das Genre der satirisch angehauchten, intimen Kabarett-Operette und damit sind wir genau in der OPERETTE FÜR ZWEI SCHULE TENÖRE angekommen.
Ein Abend voll Musik, Humor und der Abrechnung mit verstaubten Klischees
Johannes Kram und Marco Krämer-Eis haben in exzellenter Form ein Musikwerk geschaffen, das den Besucher des Stückes begeistert. Die Handlung, die Musik und die wohl platzierten Gags, gespickt mit kleinen Frivolitäten sind ein Garant für einen absolut gelungenen Abend.
Komplettiert wird das ganze mit einer überaus unterhaltsamen Choreografie (Michael Heller) und einem spartanischen Bühnenbild, das sich als wandelbares Wunderkonstrukt herausstellt.
Jan und Tobi – zwei liebenswerte Charaktere
Den beiden Protagonisten des Stückes Jan (Felix Heller) und Tobi (Christian Miebach) ist es zu verdanken, das die Show schnell und überzeugend ins Publikum schwappt. Man lacht und leidet mit den beiden und in so mancher Situation erkennt der ein oder andere - „das kenne ich, das hab ich auch schon erlebt oder gefühlt“ und dabei ist völlig egal wo man sich einordnet. Felix und Christian sind einfach nur überzeugend und wundervoll in ihrem Spiel und ihrer musikalischen Interpretation.
Unterstützt und umrahmt wird das Paar von drei Tänzern und Sängern der „Company“ (Tim Grimmer, Tim Olcay und Torben Rose), die das ganze abrunden und vervollständigen.
OPERETTE FÜR ZWEI SCHULE TENÖRE
Diese Show ist die erste weltweite queere Operette. In früheren Operetten gab es sicher auch bereits Andeutungen in die Richtung, aber OPERETTE FÜR ZWEI SCHWULE TENÖRE richtet seine Handlung in die Richtung schwuler Haupthandlung. Wir finden, das ist auch langsam Zeit dafür geworden. Hier werden Klischees, Probleme und Emotionen offen und geradeheraus angesprochen, thematisiert und mit einem guten Maß an Humor beleuchtet.
Die Musik von Florian Ludewig und die Texte dazu von Johannes Kram geben dem ganzen den besonderen Touch, der auch den ein oder anderen Ohrwurm platziert und die Stimmung aufheizen.
Ankündigung für alle Fans und die es werden wollen
OPERETTE FÜR ZWEI SCHWULE TENÖRE wird ab 2023 fester Bestandteil des BKA Spielplanes werden und bekommt einmal im Monat eine Woche Spielzeit.
Wir gratulieren dem Team dazu und freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen mit Jan und Tobi mitten in Berlin im BKA am Mehringdamm.
Unsere Empfehlung: OPERETTE FÜR ZWEI SCHWULE TENÖRE sollte man sich auf gar keinen Fall entgehen lassen. Ein Abend voller Gags, toller Musik und sehr sehenswerten choreografischen Elementen.
In 2022 ist das Stück noch bis zum 20.11. immer Mittwoch bis Sonntag zu erleben.
Geplant ist die Besetzung des Jan durch Felix Heller für die gesamte Spielzeit.
Als Tobi ist Christian Miebach am 18., 19. & 20. November 2022. Am 17. November wird die Rolle Ricardo Frenzel Baudisch übernehmen.
Tickets sind direkt online im BKA erhältlich.
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