„Samstag Nacht...“ in Leipzig
Die Premiere des neuen Juke Box Musicals HELLO! AGAIN! in der Musikalischen Komödie in Leipzig am 2. November 2024 war ein voller Erfolg und bot den Zuschauern ein unvergessliches Erlebnis, und das lag nicht allein an der Tatsache, das sich unter den Zuschauern Howard Carpendale selbst befand.
Das Musical, das sich rund um seine gefühlvollen Songs dreht, begeistert das Publikum mit einer gelungenen Mischung aus einer unterhaltsamen Story und mitreißenden Songs. Die Inszenierung, in der Regie von Thomas Hermanns, ist es perfekt gelungen die bekannten Lieder auf geniale und faszinierende Weise in eine unterhaltsame Handlung einzubinden, die die verschiedenen Facetten von Liebe, Verlust und Neuanfängen thematisiert.
Leidenschaft Musical war bei der Premiere vor Ort und konnte hautnah miterleben wie das Leben und die Geschichte um Hanna, Rolf und Matteo erzählt wird.
Eine rundum gelungene Story
Die Einbindung der Charaktere in eine größere Geschichte, die auch das Umfeld mit einbezieht, ist spannend und sorgt für eine tiefere Verbindung zur Handlung. Dadurch ist es gelungen, die witzige aber auch hintergründig Story schlüssig mit den Songs von Howard Carpendale zu verbinden und verschiedene Emotionen und Gedanken zu verbinden.
Ein Haus – seine Vermieterin und seine Bewohner
Die Hauptakteure leben in einem Haus, das eine hundertjährige Geschichte hat.
Dieses Haus lebt und kann Geschichten erzählen von seinen ehemaligen Bewohnern deren Leben.
In diesem Haus lebt die 70-jährige Ottilie (Angela Mehling), Vermieterin und Medium. Ottilie berichtet zu Beginn, über die ehemaligen Bewohner. Eine Arztfamilie mit Bediensteten, eine Salondame, ein Polizist, eine Hippie-Kommune haben hier gelebt, geliebt und ihr Leben bestritten.
Ein Charakter mit viel Charme und unendlicher Erfahrung
Ottilie hat die Gabe diese ehemaligen Bewohner, die im Haus immer noch als Geister leben, zu sehen und auch mit Ihnen reden zu können. Dank dessen das sie diese Menschen dem Publikum vorstellt, ist auch der Zuschauer in der Lage die „Geister“ zu sehen und zu hören, denn sie sind der Chor in dieser Inszenierung. Sie brillieren aber nicht nur durch herausragende Stimmen sondern sorgen auch für den ein oder anderen witzigen Moment im Stück. Zudem feiern diese „Geister“ liebend gerne Partys im Haus.
Ottilie begleitet das gesamte Stück als Erzählerin zwischen den Handlungen und vermittelt dem Publikum wichtiges Hintergrundwissen zur Handlung.
Angela Mehling hat Ottilie zum Star der Vorstellung heranwachsen lassen. Ihre exzellente Interpretation des Charakters gepaart mit einer beeindruckenden und sich einprägenden gesanglichen Note, macht Ottilie unvergleichlich und unvergesslich. Ein absolutes Highlight im Stück.
Ein Tag der alles verändert
In den 70ern ziehen Hanna (Roberta Valentini) und Rolf (Christof Messner) in das Haus und damit startet die eigentliche Story des Stückes und deren Hauptakteure.
2009 feiern die beiden ihren 30. Kennenlerntag gemeinsam mit ihrer inzwischen erwachsenen Tochter Lisa (Da-yung Cho), deren Verlobten Kostya (Ivo Kovrigar), Ottilie und natürlich den Geistern (Chor der Musikalischen Komödie Leipzig) des Hauses.
Man schwelgt in Erinnerungen des Kennenlernes und „Das schöne Mädchen von Seite 1“ bekommt endlich ein Gesicht: Hanna
Nach der Party verschwindet Rolf ins Büro und Hanna bleibt mit den Aufräumarbeiten der Partyüberbleibsel allein zurück, als es plötzlich an der Haustür klingelt.
Als Hanna die Tür öffnet, steht sie ihrem ehemaligen Liebhaber Matteo (Thomas Hohler) gegenüber. Seinen Besuch begründet Matteo mit „Hello again, ich wollte dich heut noch sehn, …“ und Hanna erkennt, das Matteo in Ihrem Herzen, trotz jahrelanger Trennung, immer noch einen Platz hat.
Das Schicksal nimmt seinen Lauf und bindet den Zuschauer in die Entscheidung ein.
Mit Hilfe von Ottilie wird der Zuschauer nun auf eine Reise durch die letzten 30 Jahre von Hanna, Rolf und Matteo genommen.
Höhen und Tiefen, entscheidende Wendungen im Leben der Hauptcharaktere verbinden den Zuschauer mit der Story und wohl jeder fragt sich: Wie wird Hanna sich entscheiden, wie würde ich entscheiden?
Ein bemerkenswertes Darstellerteam mit viel Emotionen
Die Darsteller überzeugen nicht nur mit wundervollen stimmlichen Fähigkeiten, sondern auch mit bemerkenswerter schauspielerischer Präsenz, die die Emotionen der Charaktere authentisch vermitteln.
Genial die Art und Weise, wie die Songs in die Handlung integriert wurden. Sie tragen nicht nur zur Unterhaltung bei, sondern verbinden und vertiefen die Erzählung und die Beziehungen zwischen den Figuren. Dies ergibt einen absolut schlüssigen Handlungsablauf und lässt einen fast vergessen, dass die Songs nicht eigens für dieses Musical geschrieben wurden.
Ein Haus voller Geheimnisse
Bemerkenswert das Bühnenbild.
Ein Haus mit verschiedenen Ebenen und Räumen. Das Haus, Mittelpunkt des Geschehens, wird während der Show immer wieder gedreht und vermittelt somit immer wieder interessante Einblicke, das sich die Räumlichkeiten, immer den Jahrzehnten anpassend in dem sich die Handlung gerade befindet.
Interessant hier, das Haus befindet sich auf keiner Drehbühne, sondern wird von Hand in die benötigte Position gebracht, was wir allerdings nicht bemerkt hätten, wenn nicht die Intendanz dies am Ende explizit nochmals angesprochen hätte. Ein wirkliches Meisterwerk.
Stimmige Kostüme
Aufwendig die Kostüme, die sich immer an das jeweils gerade bespielte Jahrzehnt anpassen. Ob Frisuren oder Kleidung alles war immer passend zum gerade bespielten Zeitfenster. Ein Lob an die Damen und Herren hinter der Bühne, die zum perfekten, teils zeitlich engem, Outfitwechsel der Darsteller beigetragen haben.
Gewohnter Hörgenuss in Leipzig
Was aber ist ein Musical und seine noch so perfekte Umsetzung ohne die entsprechende Musik. Ein volles komplettes Orchester hat dazu beigetragen das, die bekannten und fantastischen Carpendale-Songs in beeindruckender Umsetzung zu einem wahren Genussfeuerwerk wurden und teils Gänsehautmomente (in den Duetten) auslöste.
Leipzig beweist damit wieder, das die musikalische Umsetzung mittels eines Orchesters unverzichtbar ist, für eine wirklich perfekte musikalische Umsetzung eines Musicals.
Die Songs werden bildlich
Die Regie hat es gekonnt verstanden, die Energie und den Charme von Carpendales Musik einzufangen und in eine moderne Inszenierung zu übertragen. Songs wie „Das schöne Mädchen von Seite 1“ oder z. B. Tür an Tür mit Alice“ haben nun ein Gesicht bekommen.
Wir werden wohl in Zukunft die Hits von Howard Carpendale mit bestimmten Personen verbinden.
Das Stück weckt Erinnerungen, begeistert Carpendale-Fans, holt aber auch neue Fans ab.
Insgesamt ist HELLO AGAIN ein überaus gelungenes Musical, das die Hits von Howard Carpendale gekonnt auf frische und ansprechende Weise präsentiert, die nicht nur die Fans seiner Musik begeistert.
Es ist ein wirkliches Fest der Musik und Emotionen.
Auch nicht Fans von Jukebox Musicals wird diese Inszenierung sicher überzeugen können.
Leipzig und Musical – ein Insidertipp
Wir finden HELLO AGAIN ist ein neues absolutes Highlight in der Leipziger Kulturszene, das Leipzig zu einem Ort macht, an dem besondere Musicalerlebnisse stattfinden und das man sich nicht entgehen lassen sollte!
HELLO AGAIN wird noch bis April 2025 auf dem Spielplan der Musikalischen Komödie zu finden sein und wird, so ist die Planung, dann als Tour Musical in die Musicalwelt starten. Auf ein volles Orchester werden die Besucher dann allerdings verzichten müssen.
Wer sich das Stück ansehen möchte sollte den Ticketkauf nicht auf die lange Bank schieben, für viele Vorstellungen gibt es bereits heute nur noch Restkarten.
Zum Schlussapplaus ließ es sich der Songgeber nicht nehmen, gemeinsam mit dem gesamten Ensemble als Zugabe „Hello again“ zu performen und seinen Dank an das ganze Team auszusprechen.
Dabei kündigte Howard Carpendale auch ein geplantes Konzert in 2026 in Leipzig an.
HELLO AGAIN in Leipzig
Arrangements Marian Lux / Jonas Schoen-Philbert / Markus Syperek
Idee und Konzeption / Regie Thomas Hermanns
Co-Regie Olivia Maria Schaaf
Choreographie Mirko Mahr
Bühne Hans Kudlich
Kostüme Aleksandra Kica
Dramaturgie Marlene Hahn
Choreinstudierung Mathias Drechsler
Besetzung
Hanna Roberta Valentini
Ottilie Angela Mehling
Lisa Da-yung Cho
Rolf Christof Messner
Matteo Thomas Hohler
Kostya Ivo Kovrigar
Zusatzchor Extrachor
Komparserie Komparserie der Oper Leipzig
Orchester Orchester der Musikalischen Komödie
Arrangements Marian Lux / Jonas Schoen-Philbert / Markus Syperek
Idee und Konzeption / Regie Thomas Hermanns
Co-Regie Olivia Maria Schaaf
Choreographie Mirko Mahr
Bühne Hans Kudlich
Kostüme Aleksandra Kica
Dramaturgie Marlene Hahn
Choreinstudierung Mathias Drechsler
Besetzung
Hanna Roberta Valentini
Ottilie Angela Mehling
Lisa Da-yung Cho
Rolf Christof Messner
Matteo Thomas Hohler
Kostya Ivo Kovrigar
Zusatzchor Extrachor
Komparserie Komparserie der Oper Leipzig
Orchester Orchester der Musikalischen Komödie
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