Ein Künstler und Maler – anders als andere Künstler und Maler
Ein Musical – anders als andere Musicals
Am Samstag, den 29. Oktober, hatten wir von Leidenschaft Musical die Ehre, bei der Uraufführung des Musicals HUNDERTWASSER in der Inszenierung vom Regisseur und Theaterleiter Benjamin Sahler im Festspielhaus Neuschwanstein in Füssen dabei zu sein.
Am 15. Dezember 1928 wurde in Wien Friedrich Stowasser geboren. Besser bekannt unter dem Namen Friedensreich Hundertwasser Regentag Dunkelbunt. HUNDERTWASSER war ein österreichischer Künstler / Maler, aber auch seine Architekturen und sein Engagement im Umweltschutz machten ihn bekannt und berühmt.
HUNDERTWASSER war zeit seines Lebens ein Gegner der geraden Linie und ein Befürworter der Farben und Formen in Freiheit ohne starre Regelungen. Ihm war es wichtig, die Natur in seine Werke zu integrieren. Dies ist ganz besonders in seinen architektonischen Werken von grosser Bedeutung. Wachsen doch auf und in seinen Häusern Bäume, Sträucher, Blumen. Begrünte er doch Dächer und Fenstersimse.
HUNDERTWASSER wurde von seiner Mutter allein aufgezogen, da sein Vater früh verstarb. Da seine Mutter und die Familie Juden waren, gestaltete sich das Leben schwierig, als die Zeit des Nationalsozialismus in Österreich anbrach. Seine Mutter ließ Friedrich 1935 katholisch taufen und so überlebten er und seine Mutter den Nationalsozialismus.
Seine Mutter hat den Verlust der Familie (70 Verwandte), nie verwunden und ihr besonderer Schutz galt ihrem Sohn.
Mit sieben Jahren kam er auf die Montessori-Schule in Wien. Die dortigen Kunsterzieher attestierten ihm „außergewöhnlichen Formen- und Farbensinn“.
HUNDERTWASSER war seiner Zeit weit voraus und ist heute aktueller den je.
Er war ein Freigeist, Abenteurer. Manche hielten ihn für verrückt. Doch das war er nicht. Er hat die Welt aus einer anderen Perspektive gesehen, er wollte die Welt und die Natur so annehmen, wie sie ist. Bunt, nicht gradlinig, mit allen Formen und Farben, individuell und schön. Das ist und war HUNDERTWASSER. Er ist gestorben wie er gelebt hat, auf einer seiner Reisen am 19. Februar 2000 an Bord der QUEEN ELIZABETH2 vor Brisbane. Frei von Zwängen
Ein Musical über ein Leben, einen Mann mit Visionen
Das daraus einmal ein Musical werden könnte, hat HUNDERTWASSER selbst wohl nie geglaubt und einige andere vielleicht auch nicht.
Auch wir waren gespannt, was uns in der Weltpremiere erwarten würde und wir sind von dem Ergebnis wirklich begeistert. Uns hat dieses Musical so beeindruckt, das wir am Folgetag gleich noch ein zweites Mal die Show besucht haben, um die Eindrücke und die Faszination der Premiere zu vertiefen.
HUNDERTWASSER war anders als andere, DAS MUSICAL ist anders als andere!
Im Musical werden verschiedene Lebensabschnitte, seine Beziehung zu seiner Mutter, seine Verbindung zu seinen toten Verwandten, sein Erfolgsgeheimnis und sein Verständnis für Kunst, Formen und Farben aufgegriffen und in wundervoller Weise dem Publikum übermittelt. Es erhebt keinen Anspruch auf historische Korrektheit. Einige Figuren sind an Wegbegleiter von HUNDERTWASSER angelehnt und manche komplettieren einfach nur das Musical.
Aufbrechen, Ankommen, Weiterstreben
Dies ist das Leitmotiv des Stückes, das war das Leben von HUNDERTWASSER.
Im Musical wird seine Lebensreise erzählt. Wir starten in Wien, wo HUNDERTWASSER in den Wirren des zweiten Weltkrieges seine Kindheit erlebt. In dieser Zeit prägt sich auch die tiefe Verbundenheit zu seiner Mutter aus.
Es geht weiter nach Paris, wo er seine Weggefährten und Freund Renè Bro kennenlernt und die beiden die ersten Schritte im Kampf gegen die Gradlinigkeit und Starrheit gehen. Es verschlägt HUNDERTWASSER nach Hamburg. Für kurze Zeit ist er dort Professor an der Kunsthochschule. Seine Laufbahn endet dort aber abrupt nach einem Kunst-Happening in Wien, das nackte Tatsachen schuf.
Ab diesem Zeitpunkt ändert sich einiges. HUNDERTWASSER lässt sich durch den Kunstagenten „Mister Money“ und die Kunststadträtin Wiens im Management vertreten und seine Kunst verwandelt sich mit diesen beiden in bare Münze. Diese beiden helfen HUNDERTWASSER auch bei der Realisierung des Hundertwasserhauses in Wien. Die Werke Hundertwassers erreichen eine ungeheure Popularität.
Die Lebensreise geht weiter. HUNDERTWASSER lernt im Stück seine Lebensgefährtin AMENOKI , eine japanische Kunststudentin kennen. Sie gibt ihr Studium auf und reist mit HUNDERTWASSER nach Afrika, New York, Neuseeland. Sie organisieren Veranstaltungen, Ausstellungen, Vernissagen und machen seine Werke in der ganzen Welt bekannt.
HUNDERTWASSER war aber auch zeitlebens Visionär einer Welt, die in Frieden miteinander und mit der Natur lebt, eine Welt, die die Umwelt respektiert und schützt. Im Stück wird diese Verbindung durch die Figur der Frau, die sich „Afrika“ nennt, dargestellt. Sie begegnet uns immer wieder und inspiriert HUNDERTWASSER zu seinen Anti-Kriegs-Songs.
Eine wohldurchdachte Inszenierung
Das gesamte Team hat hier ganze Arbeit geleistet. Die Story wurde unter der Regie von Dirk Schattner, der mit sehr viel Liebe und Einfühlungsvermögen das Thema HUNDERTWASSER gemeinsam mit dem Team erarbeitet hat, umgesetzt. In Verbindung mit dem Bühnenbild, der wundervollen Musik von Stefan Holoubek und dem eingehenden Libretto von Rolf Rettberg, der auch schon Ludwig2 - das Musical geschrieben hat, bildet dies eine Harmonie in der Geschichte, die den Zuschauer in seinen Bann zieht.
HUNDERTWASSER - Das Musical folgt nicht starr den Grundsätzen einer Musicalproduktion. Es gibt nicht die „fünf“ immer wiederkehrenden Songs und es gibt auch keinen Welthit, den man als Ohrwurm einbaut. Alle Songs und die Texte dazu wurden nur für dieses Musical geschaffen. Sie sind nagelneu und geben dem Stück seinen ganz besonderen Flair. Auf der Bühne lebt der Geist der 60er auf, ein Kinderchor und ergreifende Balladen runden das ganz ab. HUNDERTWASSER – Das Musical brilliert durch seine Andersartigkeit, durch seine Einzigartigkeit. Es ist keine Biografie, es ist ein Kunstwerk, so wie HUNDERTWASSER es gewollt hätte. Nicht starr, sondern frei, bunt, schrill, still, bewegend.
Nach unserem zweiten Besuch haben wir allerdings dann doch einen Ohrwurm mitgenommen. Der Eingangssong „Fahr übers Meer“, der sich als einziger durch das Stück zieht, war bereits nach dem zweiten Besuch präsent.
Eine Cast so bunt und perfekt wie HUNDERTWASSER
Die Hauptrolle des Friedensreich-HUNDERTWASSER ist mit Felix Martin besetzt. Ein Geniestreich! Felix Martin setzt die Rolle mit Überzeugung, Spielfreude und stimmlicher Genialität um. Man nimmt ihm die Unkompliziertheit und den Freigeist des Künstlers HUNDERTWASSER in jeder Szene ab. Mit viel Professionalität und dem Quäntchen Humor erweckt Felix Martin seinen HUNDERTWASSER zum Leben.
Alexander Kerbst scheint die Rolle des „Mister Money“ auf den Leib geschrieben. Im auffälligen silberfarbenen Anzug mit Sonnenbrille symbolisiert er den typischen Managementtypen (auf, den wir auch heute noch öfter treffen können) in genial überzogener Art und Weise. Der Lebemann schlechthin. Spätestens als er im weißen Cadillac die Bühne erobert, ist klar, für die Darstellung des „Mister Money“ kann es nur einen geben.
Im Zusammenspiel mit Stefanie Kock als Kulturstadträtin von Wien entwickeln sich die beiden Charaktere zu einem unschlagbaren, humorvollen Team, das so manchen Lacher im Publikum provoziert. Aber nicht nur die darstellerischen Leistungen sind bemerkenswert, gesanglich brillieren die beiden im Solo und im Duett und schaffen Highlights.
HUNDERWASSER Mutter Isabella Dartman schafft den Spagat der Rolle zwischen Übermutter und starker Frau ihrer Zeit mit einer spielerischen Leichtigkeit. Sie symbolisiert Nachdenklichkeit, Liebe, Strenge. Ihre Songs schaffen die Verbindung zur Vergangenheit.
Zwei wundervolle Darstellerinnen und Sängerinnen konnten für die Rollen der Amenoki und der Afrika besetzt werden.
Leah Delos Santos als Amenoki, die Frau, die HUNDERTWASSER auf seinen Reisen begleitet, hat wohl alle sehr berührt. Aus Liebe hat sie vieles aufgegeben, hat vieles in der Zeit mit HUNDERTWASSER ertragen und viel zurückgesteckt, aber auf ewig kann keiner so leben. Im Duett mit HUNDERTWASSER Felix Martin „Es ist wahr, ich habe Dich geliebt“, hat Leah Delos Santos wohl jeden im Saal gerührt. Ihre wundervolle Stimme berührt und begeistert.
Ein weiteres Casthighlight Tamara Wörner als Afrika. Die Frau, die HUNDERTWASSER in seinem Leben (im Stück) immer wieder begegnet und ihm Inspiration gibt. Sie gibt die Verbindung zur Natur, zur Freiheit. Tamara Wörner, eine Sängerin mit einer Stimmgewalt, die ihresgleichen sucht.
Ihre Stimme in ihren Songs eindringlich, bewegend, fordernd und überzeugend. Einfach nur genial und beeindruckend.
HUNDERTWASSERS Muse „Kunterbunt“ - Anna Martens hatte für unser Empfinden die schwerste Rolle. Redet doch dieses Wesen kein einziges Wort im Stück. Sie muss ihre Rolle als zum Leben erwachte Einigkeit von Natur und Mensch nur durch Bewegung, Gestik, Mimik und Tanz zum Ausdruck bringen. Ein Balanceakt, der Anna Martens zu 150 % gelungen ist. Ihre Ausstrahlung hat mehr gesagt als tausend Worte.
HUNDERTWASSERS Freund Renè Bro, Daniel Mladenov, begleitet den Künstler sein Leben lang, auch wenn die beiden sich für viele Jahre aus den Augen verlieren. Bro ist der Freund, der auch mal unbequem sein kann, der nicht alles toleriert, was sein Freund, der Freigeist plant oder tut. Der Freund, der ihm auch mal widerspricht. Daniel Mladenov ist fast immer Bühnenpräsent auch wenn er gerade keinen Anteil am Leben von HUNDERTWASSER hat. Er ist so seinem Freund trotz allem nah. Daniel Mladenov hat diesen Freund überzeugend und mit viel Einfühlungsvermögen präsentiert.
Zur Cast gehören neben der Hauptcast hier aber auch die Tänzerinnen und Tänzer, die Akrobaten und allen voran das Kinder- und Jugend Ensemble des Festspielhauses. Sie haben in wundervoller Leistung das Stück zu dem gemacht, was es jetzt ist. Ein wirklich tolles Musical, das so hoffen wir noch oft und auch auf anderen Bühnen sein Publikum begeistern wird.
HUNDERTWASSER – Das Musical ist eine Hommage an einen großen Künstler und ein Geschenk für die Musicalbranche.
Spieltermine 2022/Tickets
Di. 01.11.22 | 16:00 Uhr
Fr. 04.11.22 | 19:30 Uhr
Sa. 05.11.22 | 19:30 Uhr
So. 06.11.22 | 15:00 Uhr
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