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JEKYLL AND HYDE


Die Wiederaufnahme der Inszenierung JEKYLL & HYDE von Cush Jung hat uns in die Musikalische Komödie nach Leipzig verschlagen. Das bekannte Musical von Frank Wildhorn (Musik) und Leslie Bricusse (Buch und Liedtexte) ist immer ein Besuch wert.


JEKYLL & HYDE – Kann man Gut und Böse trennen

NEIN! Sie können nur miteinander existieren, Gut und Böse sind untrennbar. Gut und Böse müssen sich in Gegenseitigkeit kontrollieren, dabei ist es unabdingbar, dass das Gleichgewicht bewahrt werden muss.

Zu dieser Einsicht kommt die Hauptfigur des Musicals erst, als es für ihn bereits viel zu spät ist.

Dr. Henry Jekyll ist so von seiner Idee, das Gute vom Bösen für immer zu trennen besessen, das der normale Menschenverstand und auch Freunde und die Liebe seines Lebens ihn nicht mehr erreichen können

JEKYLL & HYDE, ein spannender Stoff, eine packende Story, Musik, die einem im Ohr bleibt. Das Stück vermittelt ganz schnell, das Genie und Wahnsinn ganz dicht beieinander sind und das es die ersehnte heile Welt nicht geben wird.

Vorbereitet, aber mit viel Erwartungen

Wir haben bereits einige Inszenierungen dieses tollen Stückes gesehen. Also gut vorbereitet haben wir uns auf den Weg nach Leipzig gemacht, um am letzten Sonntag Mittag an der MUK in Leipzig eine weitere Inszenierung zu erleben. Es ist bemerkenswert, das jede Inszenierung, die wir bisher gesehen haben, in seiner Umsetzung einzigartig war und das, obwohl es doch immer dasselbe Stück ist.

Unsere Erwartung war gespannt”, zumal die Inszenierungen an der MUK und insbesondere die von Cush Jung erfahrungsgemäß immer sehr aufwendig und genial umgesetzt sind.


Die Musikalische Kömödie Leipzig in neuem Gewand


Die Musikalische Komödie in Leipzig wurde umgebaut und es bietet sich uns ein toller Zuschauersaal mit stetig ansteigenden Reihen. Auch wurde der Saal nach unserer Ansicht um 5 zusätzliche Reihen erweitert. Gut gepolsterte rote Sitze laden zum Musicalgenuss ein.

Die Beinfreiheit ist wie in den meisten Theatern nicht sehr groß, aber es war okay.


Es beginnt - still und leise

Die Vorstellung beginnt leise. Henry Jekyll (Marc Clear) befindet sich am Bett seines kranken Vaters und sein Freund John Uttersen (Jeffery Krueger) berichtet den Zuschauern, das sich etwas zugetragen hat, das alles für alle verändert hat. Auch für ihn, seinem besten Freund.

Mit dem Song „Fassade“ wird klar, das auch diese Inszenierung wie gewohnt in der MUK mit einem großen Chor, Ensemble und einem vollen Orchester daherkommt. Die Bühne ist voll von Darstellern, die den Zuschauer in die Handlung ziehen.

Frank Wildhorns Musik tut ihr Übriges dazu.

Die Geschichte nimmt ihren Lauf und nimmt uns immer mehr gefangen.

Wir erfahren von Henry Jekylls Plänen bzgl. seiner Forschungen und seiner bevorstehenden Hochzeit mit Lisa Carew (Corinna Ellwanger).

Die Ablehnung seiner Pläne veranlassen Henry Jekyll zu einem fatalen Entschluss, zum Selbstversuch. Das dabei die Prostituierte Lucy Harris (Jasmin Eberl) eine Schlüsselrolle spielen wird, deutet sich ebenfalls an.


Eine Entscheidung mit gravierenden Folgen für alle


Die Handlung wir beklemmend. Das Böse greift um sich. Es geschehen immer wieder Morde und die Londoner Gesellschaft lebt in Todesangst, bis der Handlung durch Erkenntnis und Einsicht ein Ende gesetzt wird.


Die Szenen sind im akzentuierten Bühnenbild gut umgesetzt. Mit punktuellen Highlights (beleuchtete Bodenausschnitte) werden Momente geschaffen, die dem Publikum immer wieder den Atem stocken lässt. Cush Jungs Inszenierung packt das Publikum vom ersten bis zum letzten Moment und Ton.


Trotz der großen Ensemble-/Chorstärke auf der Bühne bleibt es für den Zuschauer immer übersichtlich und man sieht das Böse (Mr. Hyde) als immer präsent.

Das Böse ist immer in unmittelbarer Nähe, zuerst nicht greifbar, aber doch gefährlich nah.

Das ist raffiniert und suggestiv. Es wird mit der gesamten Tiefe der Bühne gespielt. Handlungen spielen sich im gesamten Bereich ab und der Zuschauer ist bestrebt, nur nichts zu verpassen, um auf das Unausweichliche vorbereitet zu sein. So überträgt sich die Spannung der Handlung automatisch bis in den Zuschauerraum.

Plötzlich ist man mittendrin.


Ein Hauptdarsteller mit gekonnter Präsenz

Marc Clear verkörpert die zwiegespaltene Rolle des Henry Jekyll und des Edward Hyde mit brisanter Perfektion. Er ist in Einheit mit der Rolle. Die darstellerische Leistung ist wirklich bemerkenswert, gepaart mit Mimik und der stimmlichen Leistung ein Genuss.

Marc Clear, sein Jekyll/Hyde ist überzeugend gefährlich. Die Sympathie zu Henry Jekyll schlägt bei seinem Edward Hyde ebenso schnell um wie die Geschehnisse der Handlung.

Ein Darsteller, der es durch das einfache Lösen seines Haargummis schafft, zwei komplett differente Wesen darzustellen.


Die Frauen um die gespaltene Persönlichkeit

Die in guten aristokratischen Verhältnissen etablierte Lisa Carew ist die liebevolle, die Edle, das Gute. Sie ist die prädestinierte Frau für Henry Jekyll. Corinna Ellwanger hat uns stimmlich und darstellerisch überzeugt und Lisa eine ausdrucksstarke Performance gegeben.

Das Gegenstück der weiblichen Besetzung ist Jasmin Eberl als Lucy Harris. Jasmin Eberl bot eine Lucy an, die verrucht, sexy, aber auch sehr verletzlich und mit Zukunftsträumen überzeugte. Aufgewachsen in der untersten Schicht der Gesellschaft, ohne Zukunft ist sie die Frau, die Edward Hyde fasziniert. Er begehrt Lucy so wie Jekyll Lisa begehrt.


Der Konflikt ein Mann (Jekyll/Hyde) liebt zwei gegensätzliche Frauencharaktere. Er fühlt sich in der jeweiligen Situation jeweils von der einen oder anderen angezogen. Während er für Lucy als Jekyll Mitleid empfindet, begehrt er sie als Hyde.

Er kann und will keine der beiden aufgeben. Als er das erkennt, versucht er Lucy zu warnen und zur Flucht zu bewegen, aber das Böse lässt sich nun kaum noch von der Guten Seite beeinflussen und es bleibt nur der finale Entschluss für ihn.

Die Frauenrollen sind untrennbar. Fühlen sich doch beide zu dem Mann hingezogen. Beide Darstellerinnen haben durch eine hervorragende gesangliche und darstellerische Leistung überzeugt. Man konnte die Beweggründe ihres Handelns verstehen.

Das Zusammenspiel von Marc Clear, Jasmin Eberle und Corinna Ellwanger war wunderbar anzuschauen.


Der Opernchor, der Extrachor und das Ballett der Musikalischen Komödie Leipzig sowie alle agierenden Darsteller habe uns absolut begeistert und dem gesamten Stück das notwendige Etwas zur perfekten Inszenierung gegeben.


Das Musical mit einer Spieldauer von gut 3 h hat uns von der ersten bis zur letzten Minute gefangen genommen. Als das Licht im Saal zum Ende anging, war der Wunsch der Wiederholung klar.


Live Orchester - unersetzbar und beeindruckend

Einen nicht unwesentlichen Anteil hatte neben der grandiosen darstellerischen Leistungen der Darsteller das unglaubliche Orchester der Musikalischen Komödie Leipzig. Ein Genuss für die Ohren. Musik live aus dem Orchestergraben ist durch nichts zu ersetzen, da mag die Technik noch so ausgereift daherkommen. Das Orchester ist ein Hauptgewinn für die musikalischen Stücke des Hauses.

Wir finden es wunderbar, dass es noch Theaterhäuser gibt, die dieses Highlight in ihren Häusern bewahren.

Wir hoffen, dass dieses Stück noch lange im Spielplan verbleibt bzw. immer wieder aufgenommen wird. Es ist ein musikalisches Schätzchen im Bereich Musical.


Eines haben wir vermisst beim Schlussapplaus!


Eine Verabschiedung von Edward Hyde wurde uns nicht gewährt. Henry Jekyll ließ seinen Hyde nicht noch einmal auf der Bühne präsent sein. Vielleicht wollte man aber auch damit den Besuchern einen sicheren Heimweg vermitteln.


Aber man kann das Gute nicht vom Bösen trennen!


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