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JESUS CHRIST SUPERSTAR


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Premiere an der Komischen Oper Berlin (19. September 2025)


Am 19. September 2025 feierte die Komische Oper Berlin die Premiere ihrer monumentalen Inszenierung von JESUS CHRIST SUPERSTAR – einem Stück, das seit seiner Uraufführung am 12. Oktober 1971 in New York City weltweit zu einem unverzichtbaren Klassiker der Musiktheaterlandschaft geworden ist. Doch was die Komische Oper Berlin nun auf die Bühne brachte, setzt völlig neue Maßstäbe für das Werk von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice. Mit einer Inszenierung von nie da gewesener Intensität und einem visionären Ansatz wurde die Geschichte der letzten sieben Tage im Leben von Jesus nicht nur erzählt, sondern zum Leben erweckt.


Der "Hangar 4" – Ein monumentaler Rahmen für ein monumentales Werk

Die Wahl des Veranstaltungsortes, Hangar 4 am ehemaligen Flughafen Tempelhof, könnte kaum passender sein. Der riesige Raum – ein historisches Relikt der Berliner Luftfahrtgeschichte – wurde zu einer der größten Bühnen, die man sich für eine solche Inszenierung vorstellen kann. Das Publikum, das in U-Form um die Bühne herum platziert ist, wird von der Handlung förmlich umschlossen. In diesem gewaltigen, industriellen Raum entfaltet sich das Drama in einer Weise, die die Zuschauer in den Bann zieht. Die imposante Bühne, die geschickt von allen Seiten mit einem genialen Lichtdesign beleuchtet wird, schafft eine riesige, fast körperlich spürbare Präsenz. Es ist ein gigantisches Bild, das die grandiose Geschichte von Verrat, Macht, Liebe und Glauben nicht nur erzählt, sondern auch visuell atemberaubend in Szene setzt.


Rockkonzert-Charakter unter der Regie von Andreas Homoki

Regisseur Andreas Homoki hat die Geschichte von JESUS CHRIST SUPERSTAR mit einer gewaltigen und doch intimen Rockkonzert-Atmosphäre inszeniert. Das Werk, ursprünglich als Rockoper konzipiert, wird hier mit der Energie eines echten Rockkonzerts präsentiert, das die Grenzen des Musiktheaters sprengt. Die Songs – vom mitreißenden "Superstar"- bis hin zu den ruhigeren, introspektiven Momenten – sind nicht nur gesanglich meisterhaft, sondern auch mit einer Unmittelbarkeit und Kraft versehen, die die Zuschauer in die Geschehnisse hineinziehen. In der Mitte der Bühne, die von über 350 Mitwirkenden bevölkert und umlagert wird, entfaltet sich das Ganze zu einem monumentalen Ereignis, bei dem jede Geste, jede Bewegung, jede Note mit einem überwältigenden Sinn für Dramatik und Rhythmus gefüllt ist.


Der Judas von Sasha Di Capri – Ein Mann zwischen Hass und Liebe

Die Darstellung von Judas durch Sasha Di Capri verdient besondere Erwähnung. In dieser Inszenierung steht nicht nur der allseits bekannte Verräter im Zentrum der Handlung, sondern ein Mensch, der von inneren Konflikten zerrissen ist. Homoki hat das Augenmerk auf die Perspektive von Judas gelegt, seine Zweifel, seine Überzeugungen und den tragischen Widerspruch seiner Entscheidungen. Di Capri verleiht Judas eine beeindruckende Tiefe, die den Zuschauer sowohl mitfühlen als auch erschüttern lässt. Er wird nicht als bloßer Bösewicht dargestellt, sondern als eine tragische Figur, die mit ihrem Handeln versucht, das Richtige zu tun – aus einer Perspektive, die von Liebe, Hass und Verzweiflung geprägt ist. In dieser facettenreichen Darstellung wird der Konflikt des Menschen im Angesicht des Unvermeidlichen spürbar.


John Arthur Greene als Jesus – Eine Verkörperung des Zweifels und des Opfers

Auch die Besetzung der Jesus-Rolle ist ein Meisterstück. John Arthur Greene verkörpert den Messias als einen Mann, der sowohl göttlich als auch zutiefst menschlich ist. Er zeigt einen Jesus, der mit den Lasten der Welt ringt, der unter der Verantwortung seines göttlichen Auftrags leidet, aber auch eine tiefe Verbindung zu seinen Anhängern und zu Judas spürt. In den ruhigeren Momenten der Inszenierung, besonders in der Ballade "Gethsemane", entfaltet sich Greene’s Gesang in einer tiefen, emotionalen Intimität, die das Publikum spürbar berührte.


Zwei Jünger mit unterschiedlichen Facetten der Loyalität und Zweifel

In der Inszenierung von JESUS CHRIST SUPERSTAR an der Komischen Oper Berlin ist die Darstellung des Jünger Jesu, Peter (Oedo Kuipers) von besonderer Bedeutung und trägt maßgeblich zur emotionalen Tiefe des Stücks bei.


Oedo Kuipers als Peter:

Kuipers verkörpert den Petrus (Peter) auf eine Weise, die sowohl die innere Zerrissenheit als auch die tiefe Loyalität des Charakters spürbar macht. Der berühmte Moment, in dem Peter dreimal leugnet, Jesus zu kennen, wird von Kuipers mit einer erschütternden Authentizität und Kraft dargeboten. Man spürt in seiner Darstellung die Angst und die Verzweiflung eines Mannes, der sich in einer ausweglosen Situation befindet und sich vor den Konsequenzen seines Glaubens fürchtet. Doch auch in den Momenten, in denen Peter noch voller Vertrauen zu Jesus steht, zeigt Kuipers die verletzliche Seite des Jüngers, der gleichzeitig von einem tiefen Bedürfnis nach Zugehörigkeit und einer inneren Unsicherheit getrieben wird.


Die restlichen Charaktere und die Ensemble-Leistung

Aber auch die übrigen Charaktere, von Maria Magdalena (Ilay Bal Arslan) über Pontius Pilatus Kevin(a) Taylor, King Herodes (Jörn-Felix Alt), Caiaphas (Daniel Dodd-Ellis) bis zu den Priestern (Manuel Lopez, Gerd Achilles, Thomas Tucker), kommen in dieser Inszenierung zu voller Geltung.

Besonders Ilay Bal Arslan als Maria Magdalena, deren Beziehung zu Jesus in vielen Inszenierungen oft zu kurz kommt, wird hier intensiv beleuchtet. Ihre Lieder, vor allem "I Don’t Know How to Love Him", kommen in dieser Inszenierung mit einer ungeahnten Zartheit und Leidenschaft zur Geltung, und die Chemie zwischen ihr und Jesus ist elektrisierend.


Die Apostel: Ein Ensemble von außergewöhnlicher Vielseitigkeit und Kraft

Das beeindruckende Ensemble von Aposteln, das sich aus talentierten Darstellern wie Rachel Bahler, Youngky Eurlings, Eike Onyambu, Vivienne Dejon, Thea Seibert, Von Vock, Kristine Emde, Erika Del Ray, Vicky van Zijl, Johannes Kiesler, Martin Mulders, Joshua Beck und Robert Lancester zusammensetzt, verleiht der Inszenierung von JESUS CHRIST SUPERSTAR eine zusätzliche, unverwechselbare Dimension.

Jeder einzelne dieser Schauspieler und Sänger bringt eine einzigartige Energie und Präsenz auf die Bühne, die das Gesamtbild der Inszenierung perfekt ergänzt. Ihre Interpretation der Apostel als nicht nur passiven Begleiter, sondern als eigenständige, tiefgründige Charaktere ist von beeindruckender Tiefe.


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Choreografie die bewegt

Das Tanzensemble, das in den zahlreichen Tanznummern die Bühne mit einer außergewöhnlichen Energie füllt, schafft mit seinen atemberaubenden Choreografien und intensiven Bewegungen eine visuelle Dynamik, die der gesamten Inszenierung ein unverwechselbares Flair verleiht. Unterstützt von den über 350 Mitwirkenden, die das "Superstar"-Ensemble bilden, entsteht ein Gemeinschaftsgefühl, das die Tragweite und Tiefe des Stückes auf eine noch nie dagewesene Weise verstärkt.


Ein Erlebnis von Musik und Licht

Musikalisch, das Orchester wird durch eine Rockband ergänzt, und visuell wird die Inszenierung durch den meisterhaften Einsatz von perfekter Lichttechnik bereichert. Diese modernen Elemente unterstreichen nicht nur die Zeitlosigkeit der Geschichte, sondern vermitteln auch die aktuelle Relevanz der Themen, die von Macht, Verrat und den ewigen menschlichen Konflikten handeln. Die Musik von Andrew Lloyd Webber, in einer perfekt abgestimmten Mischung aus Rock, Pop, Gospel, Folk, Funk, Soul und klassischer Avantgarde, entfaltet ihre volle Wirkung und erzeugt eine Atmosphäre der Ekstase, des Zweifels und der kathartischen Erlösung.


Fazit: Ein neuer Höhepunkt für JESUS CHRIST SUPERSTAR

Die Inszenierung von JESUS CHRIST SUPERSTAR an der Komischen Oper Berlin ist ein wahres Meisterwerk. Sie erhebt die Rockoper zu einer neuen künstlerischen Dimension und setzt Maßstäbe, die weit über das hinausgehen, was bislang von Oper oder Musical erwartet wurde. Durch die Wahl des außergewöhnlichen Veranstaltungsortes, die visionäre Regie, die herausragenden Darstellerleistungen und die atemberaubende Musik hat die Komische Oper Berlin einen Abend geschaffen, der sowohl historisch als auch zeitgenössisch berührt. Wer an diesem Abend im Hangar 4 war, wird diesen unvergesslichen Moment lange in Erinnerung behalten – und mit ihm eine Inszenierung, die JESUS CHRIST SUPERSTAR in eine völlig neue Dimension katapultiert hat.


Die meisten Vorstellungen sind bereits komplett ausverkauft, aber die eine oder andere Restkarte ist vielleicht noch zu bekommen.

 
 
 

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© Leidenschaft Musical - Ines Marquardt & Ramona Weiss

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