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LA CAGE AUX FOLLES

Umjubelte Wiederaufnahme der Barrie Kosky Inszenierung LA CAGE AUX FOLLES

 

Am Ostersamstag feierte LA CAGE AUX FOLLES (Musik und Gesangstexte Jerry Herman, Buch

Harvey Fierstein, deutscher Text Martin G. Berger– nach dem Stück Ein Käfig voller Narren von Jean Poiret) seine schillernde, glitzernde Wiederaufnahme in der Komischen Oper Berlin (derzeitiger Spielort Schillertheater).

 

LA CAGE AUX FOLLES, das Musical, welches 1983 am New Yorker Broadway Premiere feierte und auch bei der Wiederaufnahme 2024 nichts an Aktualität verloren hat. Im Gegenteil, der Inhalt und die Grundaussage des Stückes ist heute aktueller als je zuvor.




©Monika Rittershaus


Die Botschaft der Show: Zu sein, wie man ist oder sein will, Respekt, Akzeptanz, Werte einer Familie, alles Themen, die heute wieder aktueller sind als vielleicht zu jeder anderen Zeit.

 

Glitzer, Pailletten und Konfettiregen

 

Bereits bei den ersten Klängen des Orchesters der Komischen Oper Berlin unter der Leitung von Koen Schoots und dem Entré des Nachtclubbesitzers George (Peter Renz) ist klar, das wird ein atemberaubendes Showerlebnis.

So wie wir es von der Komischen Oper kennen und lieben.


Kosky Inszenierung mit Glanz und Glamour

Barrie Koskys Inszenierung ist eine rundum gelungene Show, die schillernd, berührend und unterhaltsam ist.

 

Jeder einzelne Charakter im Stück ist ein Highlight für sich und brilliert durch Perfektion.

Die aufwendigen Kostüme (Klaus Bruns) und das Bühnenbild (Rufus Didwiszus) sind schillernder, glitzernder Hingucker und zeichnen genau das Bild, was der Zuschauer von einem Nachtclub in der Drag-Szene erwartet. Berauscht und von der Musik beflügelt kann der Zuschauer sofort in die Welt der Cagells eintauchen.

 

Der Star im La Cage

Ganz schnell wird klar Stefan Kurt in der Rolle Albin/Zaza ist brillant und einzigartig besetzt.

 

Zaza und George sind seit über 30 Jahren ein Paar.

Gemeinsam haben sie ihr Leben gelebt, Höhen und Tiefen gemeistert und Georges Sohn Jean-Michel (Nicky Wuchinger) das Ergebnis einer launigen Nacht in Georges Jugendjahren großgezogen.

 

Als der inzwischen 30-jährige Jean-Michel auftaucht und verkündet Anne Dindon (Maria-Danaé Banson) zu heiraten, beginnen die Schwierigkeiten und es zeigen sich schnell die Grenzen von Akzeptanz und Verständnis.

Jean-Michel will seinem Vater Georges die erzkonservativen Schwiegereltern (Christoph Späth, Rebekka Burckhardt) vorstellen und das bereits am nächsten Tag.

Zaza ist Jean-Michel immer eine fürsorgende „Mutter“ gewesen. In der Planung zum Besuch der zukünftigen Schwiegereltern kommt Zaza aber nicht vor.

 

Da Annes Vater ein hochrangiger Politiker mit erzkonservativen Moralvorstellungen ist, muss und soll ein intaktes „normales“ Elternhaus vorgezeigt werden und da kommt eine Diva und ein Paradiesvogel wie Zaza nicht vor.

 

Zwischen Komik und Tragik

 

So glitzernd und auch komisch manche Situationen anmuten, es schleicht sich auch immer wieder Wehmut mit ein.

LA CAGE AUX FOLLES bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen Komik und Tragik.

Als Zuschauer ist man stetig hin und her gerissen. Der Inszenierung von Barrie Kosky ist es überzeugend gelungen, diesen schmalen Grat zu präsentieren und das Publikum in jeder einzelnen Szene mitzunehmen.

Nicht zuletzt ist dies aber der grandiosen Darstellung der einzelnen Darsteller zu verdanken.


Einzigartige Charaktere

 

Stefan Kurt, der mit „seiner“ Zaza eine Diva par excellance präsentierte, die jeder Klischeevorstellung standhält, aber auch ihre stillen, ruhigen und verletzlichen Seiten mit gekonntem Schauspiel zeigt und das Herz auf dem rechten Fleck hat, haben wir den Abend über gelacht und gelitten und große Emotionen auf der Bühne erleben dürfen. Besonders emotional die Schlussszene vor der Pause.

Nur mit Dessous bekleidet, allein und verzweifelt auf einer leeren schwarzen Bühne den Song „I am what I am“,zu performen, zeigt die Stärke und Kraft von Stefan Kurt in der Rolle der Zaza..

Eine wundervolle Hommage an die Grundaussage des Stückes – Sei was Du bist, ohne Kompromisse, ohne Zweifel.


Peter Renz als George – Zazas Ehemann, perfekt! Man merkte, dass hier ein Schauspieler mit viel Bühnen- und Lebenserfahrung auf der Bühne steht, der auch all diese Erfahrungen in die Rolle einbringt und ihr damit einen besonderen Charakter verleiht. George ist liebevoll und sich sorgend, aber ist auch eher der Realist des Paares. Das Zusammenspiel von Renz und Kurt wie bei einem alten Ehepaar zu erwarten, harmonisch und abgestimmt.

 

Die weiteren Hauptcharaktere Jean Michel (Nicky Wuchinger), Anne Dindon (Maria-Danaé Banson) und ihre Eltern (Christoph Späth, Rebekka Burckhardt) stimmig. Jean Michel und Anne in ihren Auftritten überzeugend und präsent. Allein die Eltern der jungen Braut hätten wir uns etwas präsenter und überzogener gewünscht, um den Konflikt und die Brisanz noch besser zu differenzieren.

 

Unser heimlicher Star des Abends - Daniel Daniela Ojeda Yrureta.

Als Zazas Diener Jacob, ach nein als Zazas Kammerzofe Ramona hat er/sie den gesamten Abend mit spielerischer Leichtigkeit dem Stück die hysterische und amüsante Komponente gegeben. Mit gekonnt gesetzten Pointen, akrobatischen Einlagen auf unglaublichen High Heels (a.d. Red. manch Frau könnte darauf weder stehen noch laufen) und den wahnsinnigen Kostümen ist er/sie der Hingucker. Das i-Tüpfelchen der spanische Akzent. Jeder Auftritt ein Volltreffer.

 

Die Granddame der Musik

Als Jacqueline brilliert Angelika Milster, die Grand Dame der Bühne!

Ihr Auftritt klein, aber fein mit schauspielerischer und gesanglicher Perfektion. Genauso stellt man sich die Chefin des Etablissements „Les Jaqueline“ vor.

 

Die Les Cagelles

Jeder einzelne Darsteller/Akteur ein Hingucker für sich.

Perfektion in Tanz/Choreografie/Akrobatik gepaart mit ungeheurem Tempo in den Darbietungen und den atemberaubenden Kostümen einfach nur WOW!

 


Fazit: LA CAGE AUX FOLLES an der Komischen Oper in Berlin eine brillante Show mit einer grandiosen Cast. Eine rundum gelungene Inszenierung, eine Hommage an die Queere Community, an die Werte des Lebens und jeden einzelnen Menschen. Eine Show voller Glimmer, Glitzer, die Spaß macht, aber auch zum Nachdenken anregt.

Eine wunderbare Abendunterhaltung, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

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