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Interview mit Nick Körber und Gernot Kranner
zum Musical Konzert Projekt MISCAST

Am 20. März 2023 um 20.00 Uhr werden Nick Körber und Gernot Kranner, im Theater Center Forum in Wien erstmals den Vorhang für MISCAST – Fehlbesetzung gibt es nicht öffnen.


Leidenschaft Musical hatte die Möglichkeit, mit Nick und Gernot ein Interview zu diesem neuen und spannenden Projekt zu führen.



Hallo Nick, Hallo Gernot, schön Euch zu treffen. Ihr zwei habt Großes vor.
Am 20. März startet ihr mit MISCAST – Fehlbesetzung gibt es nicht in Wien, unsere Leser sind sehr gespannt, heute noch einige Hintergrundinformationen von Euch zu bekommen.

Nick, Du hattest während der Pandemie bereits per Onlinestream zwei MISCAST Shows präsentiert. Onlinestreaming, das war damals der Situation der Pandemie geschuldet, aber wie seid ihr überhaupt auf das Thema gekommen?


Ich denke, das hat viel mit mir selbst zu tun. Ich breche gerne die Norm und bewege mich zwischen den Geschlechtern. Außerdem gibt es so viele großartige „Frauen“-Songs, die ich singen wollte/will. Thomas Neuwerth und ich wollten damals ein Streaming-Konzert machen,was keiner bisher so gemacht hat und eben dieses Thema ist doch immer für alle interessant. Man hört die Stimmen, die man eh mag, mal mit Songs, die sie so noch nie gesungen haben.




Gernot, hast Du damals diese Onlinestreams bereits verfolgt?

Leider ist mir das damals entgangen. Das hole ich jetzt nach!


Nick, hattet ihr damals schon den Plan, MISCAST später live auf die Bühne zu bringen?

Als wir nach dem ersten Onlinekonzert gemerkt haben, wie krass erfolgreich das ganze angelaufen ist, war uns schnell klar, dass MISCAST auf eine Bühne muss. Es hat ein bisschen gedauert, aber umso mehr freue ich mich, dass es jetzt endlich losgeht.


Was ist so spannend für einen Künstler, Songs zu singen, die eigentlich für das andere Geschlecht geschrieben wurden?


Gernot:

Ich bin prinzipiell gegen jede Art von Vorurteil. Was ist ein Mann, was ist eine Frau - und wie muss er oder sie sein – wie groß, klein, dick, dünn, ... Für mich zählt der Mensch, seine Ausstrahlung und das Herz.




Nick:

Ich muss woanders anfangen. Unser MISCAST - Konzept ist, dass es eigentlich keine „Fehlbesetzungen“ und dadurch kein „anderes Geschlecht“ im Theater gibt. Wenn ich als männlich gelesener/weiblich gelesener Mensch und als Non Binary eine Rolle singen und vor allem spielen kann, wieso soll ich es nicht tun? Es ist Zeit, diese Wand einzubrechen.


Gernot, wie spannend findest Du persönlich dieses Konzept?

Ich finde es wahnsinnig wichtig, dass Klischees infrage gestellt werden. Schubladendenken und Diskriminierungen sind mir ein Graus.


MISCAST – Fehlbesetzungen gibt es nicht, hat als Thema den Tausch von Songs. Männer singen Songs, die sonst nur von Frauen gesungen werden und umgekehrt. Dieses Thema ist aber eigentlich nicht neu. In frühen Zeiten wurden ja gerne z. B. im MusiktheaterKnabenrollen mit Frauen besetzt und in manchen Kulturen ist das heute manchmal noch so.In unserer Kultur ist dies bisher nicht üblich, was meint ihr, warum das so ist? Ist das Publikum oder die Veranstalter zu konservativ in dieser Frage?

Nick:

Ich denke, es ist eine Mischung aus beidem. Viele Veranstalter*innen trauen sich noch nicht. Das merkt man vor allem bei Transmenschen. Wo sind die Transmenschen in unserem Business?

Ich fühle mich manchmal wie eine Vorreiter-Person. Es muss irgendwann anfangen, dass uns eine Bühne gegeben wird. Nur weil ich mich als DIES oder als DAS identifiziere, macht mich das in meiner Arbeit nicht besser oder schlechter.

Das Publikum ist etwas, dass man erziehen kann. Das wird seit Jahrhunderten so gemacht. Sehgewohnheiten verändern sich. Momentan ist das Publikum im Theater an eine cis-geschlechtliche Sichtweise gewöhnt. Das kann aber geändert werden und das sollte es auch.

Film und Fernsehen fängt langsam damit an. Am Broadway ist auch im Theater schon angekommen. Es wird Zeit!


Gernot:

Durch diese blöde Trennung von male und female wird so viel Kreativität verhindert. Ich bin ein Denkkrustenaufbrecher und das mit aller Kraft.


Glaubt ihr, dass sich dies ändern könnte und Rollen sich unabhängig vom Geschlecht besetzen lassen können/werden?

Nick:

JA! Wie gesagt, wenn ich als Transmensch eine Rolle singen und spielen kann, sollte ich auch die gleiche Chance haben, besetzt zu werden wie eine Cis-Person!

Ein Aufruf an alle Regisseur*innen und Produzent*innen: Traut euch, seid mutig! Es ist ein Gewinn, kein Verlust!


Gernot:

Wir sind auf einem guten Weg. Es braucht aber vielleicht noch etwas Geduld. Ich bin mir sicher, es wird sich bald sehr viel in dieser Hinsicht verändern.


Zurück zu MISCAST! Ihr zwei werdet am 20. März 2023 den Auftakt von MISCAST in Wien präsentieren. Was erwartet das Publikum genau?

Nick:

Das Publikum erwartet ein Abend mit großen und tollen Stimmen, so wie Newcomer*innen

der Szene. Natürlich bekommt das Publikum auch seine Hits zuhören nur mal von einer anderen Stimme als gewöhnlich. Wir haben aber auch OFF-Sachen dabei. Das wird total spannend.


Gernot:

Wir haben so tolle KünstlerInnen mit dabei, – es wird wunderbar!


MISCAST soll in verschiedenen Städten auf die Bühne kommen, gibt es schon Planungen, wie es nach Wien weitergeht?

Nick:

Der Auftakt ist erst mal in Wien, DIE Musicalstadt überhaupt. Das wird eine gute Feuertaufe. Danach sehen wir weiter.

Es ist auf jeden Fall geplant, MISCAST weiterzubringen.


Gernot.

Ich bin mir sicher: Diese Idee ist so großartig – MISCAST muss weitergehen!


Gernot, was hat dich veranlasst, bei MISCAST mitzumachen? Was reizt Dich an diesem Format besonders und hast Du schon früher den Wunsch gehabt, Songs zu performen, die sonst nur den Damen vorbestimmt sind?

An MISCAST reizen mich mehrere Aspekte. Zum einen ist es diese unsägliche Trennung zwischen „männlichen“ und „weiblichen“ Themen, Rollen und Songs. Die Aussage "Typisch männlich“ finde ich megablöd. Aber auch die anderen Rollenklischees finde ich zum Kotzen. Warum muss im Musical – und besonders bei den Long-Run-Produktionen - die Besetzungspolitik wie ein Kopierwerk laufen? Es gibt so tolle Künstler*Innen, die auch ganz neue Aspekte in eine Erfolgsproduktion einbringen könnten, wenn man sie nur ließe!


Ihr beide werdet nicht allein auf der Bühne stehen, könnt ihr schon ein oder zwei Gäste verraten, die in Wien mit Euch gemeinsam den Abend bestreiten?

Nick:

Wir werden die Gäste bald nach und nach bekannt geben.


Gernot:

Lasst euch überraschen!


Das war sehr interessant und wir danken Euch beiden für das spannende Gespräch.
Wir wünschen Euch für den 20. März 2023 ganz viel Spaß und Erfolg mit MISCAST - Fehlbesetzungen gibt es nicht und hoffen, dieses Format in 2023 noch auf vielen Bühnen und vor allem auch in Deutschland live zu sehen.

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