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COMEDIAN HARMONISTS FOREVER – Das Leben ist ein Konzert



Wir haben am 04.09.2023 im Schlosspark Theater Berlin eine unterhaltsame, kurzweilige und sehr informative Show erleben dürfen.


Die Comedian Harmonists sind eine Boygroup der goldenen 20er und 30er Jahre. So jedenfalls wird es den Besuchern der Show COMEDIAN HARMONISTS FOREVER erläutert.


In einer kurzen und unterhaltsamen chronologischen Abfolge, erzählen die 6 Comendian Harmonists ihre Laufbahn. Begonnen von der Gründung bis hin zum Zerfall der Gruppe. Es werden die Diskrepanzen die sich aufgetan haben, beleuchtet. Das Ganze wird natürlich begleitet von den größten Hits der Comedian Harmonists wie „Veronika, der Lenz ist da", Ein Freund ein guter Freund“, „Mein kleiner grüner Kaktus", und „Irgendwo auf der Welt" und vielen anderen ihrer lustigen und sentimentalen Lieder.

Die Comedian Harmonists gehörten zur Kategorie der A-cappella-Vokalgruppen, die bis auf Pianobegleitung ohne Instrumente auskamen. Ihr Vorbild waren die US-amerikanischen Revelers. Die Interpretation Ihrer Songs war stets flott, rhythmisch, präzise und vielfach von parodistischem Witz geprägt. Sie lieferten Unterhaltung, die noch heute die Zuhörer zum Mitsummen und –singen animiert.

Ihre Songs sind bekannt wie Popsongs und wohl schon jeder kennt sicher den einen oder anderen Titel.


COMEDIAN HARMONISTS FOREVER beginnt im Berliner Schlosspark Theater am 09. November 1998. Dies ist der Tag, an dem der letzte der Comedian Harmonists, Roman Cycowski (Alexander Franzen) im Alter von 97 Jahren verstarb.

Roman erinnert sich, wie alles begann.


Eine Zeitungsanzeige mit Folgen

In einem Berliner Lokal Anzeiger, so erinnert sich Roman Cycowski , wurde am 18. Dezember 1927 folgende Anzeige veröffentlicht.

Achtung. Selten. Tenor, Baß (Berufssänger, nicht über 25), sehr musikalisch, schönklingenden Stimmen, für einzig dastehendes Ensemble unter Angabe der täglich verfügbaren Zeit gesucht.“

Der gerade volljährig gewordene Harry Frommermann (Maximilian Nowka) hatte diese Anzeige aufgegeben. Er hatte die Vision von einer Musikgruppe. Harry selber hatte keinerlei Gesangs- oder Musikausbildung. Es meldeten sich 70 Männer, aber nur einer, der mit der außergewöhnlichen Bassstimme - Robert Biberti (Victor Petitjean).



Rob war ein idealer Kandidat, nicht nur wegen seiner Stimme überzeugte er Harry, seine Begeisterung für die amerikanische Gruppe Revelers gab wohl letztendlich den Ausschlag. Rob kannte im Musikgeschäft so einige Größen und schnell fand sich die Gruppe zusammen. Geprobt wurde anfänglich in Harry Frommermanns Wohnung in der Stubenrauchstrasse in Berlin. Die große Stummfilmdiva Asta Nielsen wurde auf die Gruppe aufmerksam und stellte ihnen einen Probenraum zur Verfügung. Doch bis zu ihrem großen Durchbruch sollte noch einige Zeit vergehen. Zeit der Entbehrungen und Rückschläge. Der Stil ihrer Musik entsprach nicht den Musikvorstellungen der meisten Unterhaltungsbosse der damaligen Zeit.

Im Spätsommer gelang der Durchbruch. Über Umwege erhielten die 6 Sänger ein kleines Engagement beim Berliner Varieté-König Erik Charell

Wenige Wochen später hatten die Gruppe, die sich nun „ Comedian Harmonists“ nannte, weitere Engagements, und bald engagierten alle renommierten Veranstalter in Berlin die Gruppe.

1929 kam der komplette Durchbruch der Gruppe mit einem Auftritt am Leipziger Schauspielhaus an der Sophienstraße. Es folgten Radioauftritte, Grammophonaufnahmen und bald sang man in allen Ecken ihre Lieder. Die Popularität nahm stetig zu und ab 1930 spielten sie in ausverkauften Häusern.

Mit 150 Konzerten jährlich erreichte die musikalische Karriere der Comedian Harmonists 1933 ihren vorläufigen Höhepunkt.


Dieser wurde unterbrochen durch die Tatsache, das Collin, Frommermann und Cycowski Juden waren. Es gab erste Auftrittsverbote. Einschränkungen brachte das Reichskulturkammergesetz vom 22. September 1933. Jeder Musiker hatte sich in der Reichsmusikkammer anzumelden, welche darüber befand, ob man geeignet sei Musiker, Künstler im aufkeimenden deutschen Reich zu sein.

1934 verschärfte sich die Situation, da zur Aufnahme in die Reichsmusikkammer ein Ariernachweis vorgelegt werden musste.

Als einzige Möglichkeit blieben Konzerte im Ausland.

Im Februar 1935 kam es in Norwegen zum letzten öffentlichen Auftritt der Comedian Harmonists.

Biberti, Bootz und Leschnikoff wurden am 22. Februar 1935 durch ein Schreiben der Reichsmusikkammer in diese aufgenommen. Die Aufnahme enthielt aber das Verbot, das sie nicht mit „Nichtariern“ auftreten durften und den Namen Comedian Harmonists nicht mehr verwenden durften. Collin, Frommermann und Cycowski wurde aufgrund ihrer jüdischen Herkunft Berufsverbot erteilt.

Am 21. November 1935 wurde den in Deutschland gebliebenen Sängern Biberti, Bootz und Leschnikoff, von der Reichsmusikkammer gestattet, sich vorläufig Meistersextett - früher Comedian Harmonists zu nennen. Im Dezember 1937 verbot eine erlassene Schallplatten-Anordnung den Weitervertrieb aller bisherigen Platten der Comedian Harmonists, was bedeutsame Honorareinbußen mit sich brachte.

Im Meistersextett häuften sich die Zerwürfnisse. Hauptgrund war, das sich Robert Biberti immer stärker als Gründer und künstlerischer Leiter hervortat.


Collin, Cycowski und Frommermann, emigrierten nach ihrem Berufsverbot nach Wien.

Sie suchten drei neue Mitglieder und traten erst einmal unter dem Namen Comedian Harmonists weiter auf. 1937 erfolgte die Umbenennung in Comedy Harmonists.

Die Comedy Harmonists absolvierten während ihres Bestehens ausgedehnte und erfolgreiche Tourneen in Europa (Skandinavien, Frankreich, Italien, Benelux, bis 1938 auch in Österreich und in der Tschechoslowakei), Russland (einschließlich mehrwöchiger Engagements in Moskau und Leningrad), Südafrika und Südamerika. Plattenaufnahmen fanden in London, Stockholm und Paris statt. Ihr Repertoire war international geprägt.

Es folgten Auftritte in Australien, wo Ihnen sogar die australische Staatsbürgerschaft angeboten wurde. Doch der Krieg in Europa holte sie auch hier ein.

Alle sechs Mitglieder der Comedian Harmonists überlebten den Zweiten Weltkrieg, traten aber nicht mehr gemeinsam auf. 1998 erhielten sie einige Monate vor dem Tod des letzten lebenden Mitglieds Cycowski, den Musikpreis Echo für ihr Lebenswerk.


Biberti, hatte sich lange Zeit geweigert zuzugeben, dass nicht er, sondern Frommermann der Gründer und Initiator der Gruppe war. Als er es endlich eingestand, war Frommermann bereits verstorben.

Biberti hat lange Zeit von den ihm nicht zustehenden Tantiemen gelebt, während die anderen in finanzieller Not überleben mussten.


COMEDIAN HARMONISTS FOREVER erzählt genau diese Geschichte kurzweilig mit viel Humor, aber auch unter Bezugnahme der hintergründigen Ernsthaftigkeit der Probleme die sich in der Zeit durch den Nationalsozialismus, die Machtübernahme der NSDAP und letztendlich des Krieges ergaben.

Es war ein Abend mit tollen Stimmen, unterhaltsamer Komik und einem Stück Geschichte.


Uns hat unser Ausflug in die goldenen 20er und 30er Jahre sehr gut gefallen und wir hatten sehr viel Spass. Gerne immer mal wieder!


Ari Leschnikoff Tenor (1897 - 1978)

Björn Christian Kuhn

Erich A. Collin Tenor (1899 – 1961)

Harry Frommermann Tenor (1906 – 1975)

Roman Cycowski Bariton (1901 – 1998)

Alexander Franzen

Robert Biberti Bass (1902 – 1985)

Victor Petitjean

Erwin Bootz Pianist (1907 – 1982)

Ronald Herold



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