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ELISABETH

Ines Marquardt
Premiere des Musicals ELISABETH in der Tourversion von Schönbrunn

„Ihre Majestät hält Hof“ im Theater des Westens, Berlin

Das Musical ELISABETH hat sich seit seiner Premiere 1992 in Wien als eines der bedeutendsten Werke des deutschsprachigen Musiktheaters etabliert. In der Tourversion von Schönbrunn, die am 05.03.2025 seine umjubelte Premiere im Theater des Westens in Berlin feierte, bietet sich dem Publikum eine faszinierende Neuinterpretation der Geschichte der österreichischen Kaiserin Elisabeth. Doch kann die Tourproduktion den gewaltigen Eindruck der Originalproduktion einfangen?


Leidenschaft Musical war für Euch vor Ort und die Antwort lautet eindeutig:

Ja und mitunter sogar noch mehr.


Inszenierung und Bühnenbild

Die Inszenierung von ELISABETH in der Tourversion bleibt der Originalproduktion weitgehend treu, hebt sich aber durch eine schlankere Bühnenkonzeption und eine intime Atmosphäre hervor. Das Bühnenbild, das weniger opulent als die Wiener Variante daherkommt, nutzt geschickt die begrenzte Spielfläche des Theater des Westens und setzt auf visuelle Symbolik und kräftige Licht- und Videoinszenierungen, um die dramatische Entwicklung der Kaiserin ELISABETH nachzuzeichnen. Besonders die Szenen mit dem Tod, der als mystische Figur das Schicksal der Protagonistin beeinflusst, werden dank effektvoller Licht- und Soundgestaltung zu einem wahren Gänsehaut-Erlebnis.


Die Darsteller

Die Besetzung des Musicals in Berlin verdient besondere Erwähnung.


ELISABETH


In der Rolle der ELISABETH überzeugt Roberta Valentini, welche die Rolle der Elisabeth schon in vorhergehenden Inszenierungen darstellte. Roberta Valentini, eine talentierte Darstellerin mit einer fesselnden Mischung aus Naivität und königlichem Stolz. Sie verkörpert die tragische Entwicklung der Kaiserin von der jugendlichen Hoffnung bis hin zur isolierten, fast schon wahnsinnigen Frau, die mit einer großen Todessehnsucht durchs Leben geht, absolut überzeugend.


DER TOD

Ein absolutes Highlight Lukas Mayer als Tod. Mit seiner düsteren Präsenz und gleichzeitig herausragenden Gesangskraft zog er das Publikum vollkommen in seinen Bann. Lukas Mayer überraschte und faszinierte uns gleichermaßen. Seine Darstellung als verführerische, allwissende Figur war für uns der Höhepunkt des Abends. Er brachte eine gefährliche, aber auch beinahe begehrenswerte Aura in die Rolle, die den Tod nicht nur als eine tragische, sondern auch als eine fast hypnotisch verführerische Figur darstellte. Diese Interpretation von Tod als eine zugleich gefährliche und begehrenswerte Macht verlieh dem Stück eine neue, tiefere Dimension.

Man kann mit Sicherheit sagen, dass Lukas Mayer in der Zukunft noch viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird. Wer ihn in dieser Produktion erlebt, wird gespannt verfolgen, wie sich seine Karriere weiterentwickelt und welche weiteren großen Rollen er in der Musicalwelt und darüber hinaus übernehmen wird. Ein Talent, das wir definitiv im Auge behalten sollten!


KAISER FRANZ JOSEPH


Dennis Henschel als Kaiser Franz Joseph zeigte eine beeindruckende und nuancierte Darstellung des Charakters. Er präsentierte den Kaiser als einen Mann, der zwischen Pflicht und Liebe hin- und hergerissen ist. Henschel füllte die Rolle mit einer eindrucksvollen Mischung aus innerer Zerrissenheit und der oft tragischen Pflichtbewusstheit, die Franz Joseph als Monarch prägte. Die Spannung zwischen seiner Liebe zu Elisabeth und den Anforderungen seines Amtes als Kaiser wurde in jeder Geste und jedem seiner Lieder spürbar. Diese Darstellung verleiht Franz Joseph eine Menschlichkeit, die ihn von der bloßen politischen Figur hin zu einem emotionalen, innerlich zerrissenen Mann macht.


LUIGI LUCHENI


Ein weiterer bemerkenswerter Darsteller, darstellerisch wie auch gesanglich Robin Reitsma als Luigi Lucheni. Lucheni führt das Publikum nicht nur durch das Leben von Elisabeth, sondern ist auch derjenige, der ihr Ende herbeiführt. In einer frechen, lauten und zugleich packend dramatischen Interpretation bringt Reitsma diesen komplexen Charakter auf die Bühne. Lucheni ist der Außenseiter, der sich gegen den Adel auflehnt und in seiner Verachtung für die Gesellschaft und ihre Regeln seine Identität und Bedeutung sucht. Robin Reitsma gelingt es, Lucheni als tragische Figur darzustellen – ein Mann, der in seiner Rebellion gegen das System und seine persönliche Enttäuschung von der Welt, in der er lebt, zu einem Mörder wird. Lucheni ist nicht nur der Mörder von Elisabeth, sondern auch ein Mensch, der verzweifelt versucht, sich in der Geschichte zu positionieren, was seine Figur zusätzlich tragisch macht. Reitsmas Darstellung ist sowohl laut und provokativ als auch tiefgründig und schmerzhaft.


RUDOLPH


Besonders hervorzuheben Dennis Hupka in der Rolle des Kronprinzen Rudolph. Hupka verkörpert den missverstandenen Sohn, der zwischen den Erwartungen seiner Eltern und seinen eigenen Idealen hin- und hergerissen ist. Als jemand, der die Zukunft des Landes verändern möchte und für die junge Generation steht, scheitert Rudolph an seinen eigenen Selbstzweifeln und an der erdrückenden Erziehung durch seine Eltern. Hupka gelingt es, diesen inneren Konflikt überzeugend darzustellen, und macht Rudolph zu einer zutiefst tragischen Figur. Das Duett mit dem Tod „Die Schatten werden länger“ ist ein Gänsehautmoment des Abends der beeindruckt, in dem Hupka mit seiner kraftvollen Stimme und emotionalen Tiefe brilliert.


RUDOLPH - das Kind


Ein ganz besonderer Moment des Abends war die Darstellung des kleinen Rudolph, gespielt von Emma. Sie gab dem verletzlichen Charakter des Kindes Rudolph eine unglaublich berührende Tiefe. Emma zeigte das unschuldige, verzweifelte Kind, das auf der Suche nach Liebe und Geborgenheit ist. Mit ihrer Darbietung von Rudolphs innerer Zerrissenheit und der Suche nach Nähe, stellte sie eine der emotionalsten Facetten des Charakters dar. Emma gab dem jungen Rudolph genau das, was dieser Charakter brauchte: eine authentische Darstellung des schutzbedürftigen Kindes, das nicht nur von seinen Eltern missverstanden, sondern auch von der Gesellschaft enttäuscht wird. Ihr Auftritt verleiht der Tragik von Rudolphs Geschichte eine noch tiefere Dimension.


WEITERE ROLLE UND ENSEMBLE


In weiteren Rollen brillierten

Janis van Dorsselaer - Herzogin Ludovika/Madam Wolf

Claus Dam - Herzog Max in Bayern

Masha Karell - Erzherzogin Sophie


und auch im Ensemble konnten wir viele bekannte Darsteller entdecken:


Christian Funk, Christoph Apfelbeck, Gerrith Hericks, Lander van Nuffelen, Florine Schnitzel, Ariane Swoboda, Pieter Tredoux, Frederik Stuhllehmer, Jan Ungar und Marie-Lou Van Kiesfeld


Musik und Gesang


Die Musik von Sylvester Levay ist nach wie vor das unbestrittene Highlight des Musicals. Die bekannten Melodien wie „Ich gehör nur mir“ oder „Wenn ich tanzen will“ entfalten sich in der Tourversion ebenso kraftvoll wie packend. Ein besonders beeindruckender Aspekt dieser Produktion ist das Orchester von 20 Musikern, das sich präsent auf der Bühne befindet und die Musik mit einer Energie und Intensität liefert, die dem Stück eine kraftvolle Präsenz verleiht. In Zeiten, in denen viele Musicals auf Musik aus der Konserve oder kleine Showbands zurückgreifen, ist es ein erfrischendes Highlight, dass hier live und mit Überzeugung gespielt wird. Diese akustische Präsenz macht die Aufführung besonders und unterstreicht die emotionale Wucht der Geschichte. Die Gesangsleistungen der Darsteller und des Ensembles sind von beeindruckender Intensität und Präzision. Die Chorarrangements tragen maßgeblich zur emotionalen Wirkung bei und verstärken die dramatische Dichte der Erzählung.


Fazit


Die Tourversion von „ELISABETH“ im Theater des Westens bietet eine beeindruckende packende und emotionale Interpretation eines der bekanntesten deutschsprachigen Musicals. Die wundervoll durchdachte Inszenierung und die durchweg herausragenden Darsteller machen das Stück zu einem unvergesslichen Erlebnis. In dieser Produktion entfaltet sich die Geschichte der tragischen Kaiserin ELISABETH auf eine neue, tiefgehende Weise.

Für Liebhaber des Musicals und für Neulinge gleichermaßen ist diese Aufführung ein absolutes Muss.

So muss Musical sein!

ELISABETH ist in Berlin noch bis zum 06. April 2025 zu sehen, bevor es weiter in an weiteren Theatern zu sehen sein wird.

 

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© Leidenschaft Musical - Ines Marquardt & Ramona Weiss

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