top of page

SWEENEY TODD

Aktualisiert: 17. Mai 2023

The Barber off the FLEET STREET


Das in der Musikalischen Komödie in Leipzig wundervolle Musical Inszenierungen angeboten werden, dürfte sich schon rumgesprochen haben.


So konnten auch wir von Leidenschaft Musical es uns nicht entgehen lassen, am letzten Wochenende einen Barbierbesuch einzuplanen und uns in das viktorianische London aufzumachen, um uns Stephen Sondheims tiefschwarzes Musical SWEENEY TODD in der Inszenierung von Cush Jung anzusehen.


Wahrheit oder Mythos

Ob die Geschichten, die sich um SWEENEY TODD ranken, historische Grundlagen haben, sei dahingestellt, aber vorstellbar wäre es schon.

Die Geschichte um den jungen Mann, der schuldlos in Verbannung gerät, seine Liebste und sein Kind dabei verliert ist sicher irgendwie und irgendwo in dieser Zeit passiert, was die Geschichte aber so perfide werden lässt, ist die Tatsache, wie er seine Rache plant und dann in Zusammenarbeit mit der „guten“ Pasteten Bäckerin Mrs. Lovett umsetzt.


Mysteriöses Musicalerlebnis mit Gänsehautmomenten

Die Geschichte um SWEENEY TODD ist mysteriös, gefährlich, perfide, absurd!

Genau das ist es, was die Faszination dieses Stückes ausmacht. Das Musical lässt uns zweifeln, Verständnis aufbauen und verurteilen.

Die Inszenierung der Musikalischen Komödie Leipzig ist so umfassend und mit dem Engagement des gesamten Hauses perfekt umgesetzt, das es seines Gleichen sucht.

Als erstes Gänsehaut haben uns die fantastischen Stimmen und die grandiose Akustik in der Musikalischen Komödie wieder beeindruckt und in ihren Bann gezogen. Das Stück wartet mit Chor, Extra Chor und Orchester auf und verschafft dem Besucher einen absoluten Hörgenuss.


Darsteller mit höchstem Potential

Doch nun zu den Hauptakteuren, das sind in diesem Stück eigentlich alle, denn in irgendeiner Weise beeinflussen alle Charaktere den Handlungsverlauf.

Allen voran SWEENEY TODD alias Benjamin Barker, besetzt mit dem wunderbaren Vikrant Subramanian. Er gibt der Rolle, das was sie benötigt. Durch seine Interpretation des SWEENEY TODD versetzt er das Publikum mit seinen Handlungen in einen unglaublichen Konflikt. Soll man diesen Mann verurteilen? Hassen? Kann man sein Ansinnen nachempfinden?

Vikrant Subramanian vereint all diese Aspekte in „seinem“ Sweeney Todd. Wenn dann noch seine unglaubliche Stimmgewalt durch den Raum zieht, ist es um die Zuschauer geschehen. Sie lieben Sweeney Todd trotz seines perfiden Ansinnens.



Ist es ja auch nicht er, der den teuflischen Plan mit den Pasteten aufwirft, sondern seine Vermieterin Mrs. Lovett (Sabine Töpfer) ihres Zeichens Pasteten Bäckerin in der Fleet Street. Wer anders ist für diese Rolle geeigneter als Sabine Töpfer? In ihrer bekannten und unverwechselbaren Spielart überzeugte sie uns auf ganzer Ebene und gab ihrer Mrs. Lovett auch das nötige Quantum an Komik mit. Ein Spaß zu schauen und zu hören, wie sie den perfiden Plan entwickelt und Sweeney Todd im wahrsten Sinne des Wortes „schmackhaft“ macht.

Als dann noch Liebe bei Mrs Lovlett für den gut aussehenden Barbier dazukommt, ist es ihr nicht zu verdenken, dass sie versucht, alle Mittel der weiblichen Verführungskünste einzusetzen und dabei auch nicht vor folgenschweren Lügen zurückzuschrecken.Ohne die Lüge über den Verbleib von Sweeney Todds Ehefrau hätte das Schicksal ganz sicher einen anderen Weg genommen.


Ein wirklicher Bösewicht, schöne Frauen und ein armer Tropf

Zweifelsohne eine Figur, die gar nicht erst um die Publikumsgunst zu feilschen braucht: Richter Turpin (Michael Raschle). Seines Zeichens Richter, verantwortlich für das ganze Szenario um Sweeney Todd und seine Familie.

Ein Charakter, der keine Sympathien erlangen kann, da sein Handeln und Ansinnen nicht zu rechtfertigen sind. Michael Raschle setzt in diese Rolle so viel Überzeugungskraft und darstellerisches Können, das dem Publikum nichts anderes übrig bleibt, sein Ende als gerecht zu empfinden. Es muss gelernt sein und bedarf sicher einer erheblichen Anstrengung, so zu agieren, das einen das Publikum bestraft sehen will.

Turpins Begierde, die sich erst auf Sweeney Todd´s Ehefrau (Julia Leißel) richtet und sich im Verlauf der Jahre auf deren Tochter Joanna (Olivia Delauré) fokussiert, ist so perfide wie Sweeney Todds Racheplan.

Beide Darstellerinnen haben uns mit ihren grandiosen Stimmen verzaubert und das Publikum zu tosendem Beifall bewogen.

Wäre da noch Tobias (Tom Schimon) zu erwähnen, der Junge, der durch die ersten tückischen Handlungen Sweeney Todd´s in seine Obhut, bzw. in die von Mrs. Lovett gelangt und der am Ende das Zünglein an der Waage zur Beendigung der Tragödie werden soll.

Tom Schimon nimmt man den vielleicht etwas einfältigen, aber vielleicht auch nur nach Liebe und Geborgenheit suchenden Jungen ohne Einschränkungen ab, und es entwickelt sich auch Mitleid und ein gewisser Beschützerinstinkt gegenüber diesem Charakter.

Tobi ist ein liebenswerter, kleiner Trottel, der sich als Waise durch das Leben schlagen muss, der nach jedem Strohhalm greift, der ihm signalisiert „hier kann sich etwas an deinem Leben verbessen“ Tobi ist ein armer Tropf, der durch Zufall in dieses perfide Rachespiel gerät.


Ein Musicalabend mit Gänsehautmomenten der extra Klasse

Die Inszenierung an der Musikalischen Komödie ist wundervoll und wir können nur empfehlen, sie sich anzusehen. Hier wurde wieder vereint, was ein gutes Musical bieten sollte. Große Stimmen, toller Klang, ein volles Orchester und rundherum eine Inszenierung die den Zuschauer begeistert.

Wir freuen uns jetzt schon auf weitere bekannte oder neue Inszenierungen in der Musikalischen Komödie in Leipzig.

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page