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REBECCA Domplatz OpenAir Magdeburg

Aktualisiert: 11. Juli 2022



Das Musical REBECCA von Michael Kunze (Autor) und Sylvester Levay (Musik) hat den Besuchern der Magdeburger Domfestspiele in diesem Jahr ein wirklich außergewöhnliches Highlight präsentiert.

Vom 17. Juni bis zum 10. Juli 2022 verwandelte sich der Domplatz in einen überwältigen Schauplatz, um die Musical-Adaption des Bestseller-Romans REBECCA von Daphne du Maurier unter der Regie von Erik Petersen darzubieten.


Leidenschaft Musical hat sich zum letzten Wochenende auf den Weg nach Magdeburg gemacht, um sich dieses Meisterwerk live vor Ort anzuschauen.

Es war schon imposant, den Magdeburger Dom als Teil der Bühne zu erblicken und schon beim betreten der Zuschauertribünen wurde klar, hier hat man sich in diesem Jahr etwas Besonderes einfallen lassen, um die Handlung opulent umzusetzen.


Ein Bühnenbild – beeindruckend anders

Die Bühne vor dem Dom lenkt zuerst den Blick auf die große Wasserfläche, die fast die komplette Bühnenbreite und ca. 2/3 der Tiefe der Bühne einnimmt. Die Seiten werden gesäumt von den Überresten eines alten Bootes. Mahnend ragen die Überreste in den Nachthimmel von Magdeburg und geben durch die geschickt eingesetzte Lichttechnik ein mysteriöses unheimliches Bild ab. Mysteriös und unheimlich wie die Geschichte selbst, die dem Publikum präsentiert werden wird.


Auf der Wasserfläche befinden sich Schwimmpontons, die durch verschieben auf dem Wasser die unterschiedlichen Schauplätze der Story wunderbar darstellen. Verschiedene große Drehtüren auf den Pontons lassen sich in die Handlungsschauplätze Monte Carlo, Manderley, den Strand von Maderley am Bootshaus und den Gerichtssaal verwandeln, ohne das es störend für den Showverlauf war.

Die Lösung der schwimmenden Elemente haben wir als etwas Neues und äußerst interessant und komplett durchdacht empfunden. Neu in dem Sinne, dass es sich nicht um eine Bühne im Wasser oder in Wassernähe handelte.


Wo schaut man nur zuerst hin

Trotz der einzelnen schwimmenden Elemente wurde die Bühne komplett bespielt, da die Abstände zwischen den einzelnen Elementen mit einem Schritt durch die Darsteller zu überwinden war.

Zusätzlich zu den schwimmenden Elementen waren im vorderen Bereich bewegliche Schiebeelemente integriert, die in den verschieden Szenen zusätzlich für die Handlungsunterstreichung genutzt wurden.

Zusammen mit den opulenten und wirklich außergewöhnlich authentischen Kostümen, die das Publikum sofort in das Jahr um 1926 versetzten, war der erste Eindruck bereits überwältigend und erinnerte an alte große Theaterinszenierungen. Ein zahlenmäßig sehr starkes Ensemble sowie 200 verschiedenen Kostüme kamen im Showverlauf zum Einsatz, wobei sicher der legendäre Maskenball von Manderley kurz vor der Pause ein besonderes Highlight bot. Alle Kostüme waren aus glitzerndem beschichtetem Stoff geschaffen, der sich durch den Einsatz der Lichttechnik noch um ein Vielfaches mehr als glamourös und schillernd darstellte.


REBECCA Cast - die neue Maßstäbe setzt

Sybille Lambrich als „Ich“ präsentierte wundervoll das erst schüchterne und naive junge Mädchen, welches im Laufe der Zeit und in Erfahrung der Ereignisse zu einer starken und kampfbereiten jungen Frau heranreift. Überzeugend hat sie diese Wandlung vollzogen und stimmlich wie darstellerisch diese mitgetragen. Hatte man zu Anfang noch das Gefühl, das sie neben ihrem Bühnenpartner Patrick Stanke als Maxim de Winter klein und zerbrechlich wirkte, entwickelte sie im Laufe der Show immer mehr Bühnenpräsenz und war letztendlich mit ihrem Bühnenehemann auf einer Höhe. Aus „Ich“ wurde überzeugend die neue Mrs. de Winter.


Patrick Stanke als Maxime de Winter hat die Rolle perfekt umgesetzt. Mit darstellerischer Bühnenpräsenz und Stimme konnte er dem überaus begehrten und angesehenen Herrn von Manderley das Gesicht geben, das im Roman einst angelegt wurde. Vom liebevollen Mann, der der Frau, die er liebt, alles geben und verzeihen kann, bis hin zum verzweifelten und gequälten Kriminellen, der das Andenken der Familie durch einen Schwur aufrechterhalten will und muss.

Sehr überzeugend waren für uns auch die Momente der Angst und Verzweiflung, welche Maxime de Winter im Stück zu durchleben hat.

Mrs. Danvers mit doppeltem Gänsehauteffekt

Kerstin Ibald eine Mrs. Danvers, die ihresgleichen sucht. Jeder ihrer Auftritte erzeugte Gänsehaut.

Ihre Mrs Danvers war auf der Bühne immer präsent, auch wenn sie nicht zu sehen oder zu hören war. Wie ein unheimlicher Schatten begleitete sie die gesamte Show. Es ist Kerstin Ibald in einer ganz besonderen Form gelungen, Mrs. Danvers und den Geist REBECCAS immer gegenwärtig sein zu lassen. Man war immer versucht, sie auf der Bühne zu suchen, da ihre gefühlte Gegenwärtigkeit eine unglaubliche Wirkung zeigte. Mit unglaublicher Stimmgewalt und einer überzeugenden darstellerischen Umsetzung, vor der wir uns verbeugen möchten, ist Kerstin Ibald für uns die perfekte Wahl für diesen Charakter.

Wir hoffen Kerstin Ibald noch in ganz weiteren REBECCA Produktionen als Mrs. Danvers sehen zu können.


Familie und Gegenspieler

Neben den eigentlichen Hauptcharakteren „Ich“, Maxime de Winter und Mrs. Danvers, möchten wir auch diejenigen erwähnen, die dem Musical erst das gewisse Ganze geben und die Handlungsstränge in die richtigen Bahnen lenken.

Da wäre Ides van Hopper (Amani Robenson), die überdrehte „American Lady“, die in zweifelsohne überzogener amerikanischer Manier ihren Status positionierte. Laut, überdreht und etwas dekadent, so soll und ist Mrs. Van Hopper. Amani Robenson konnte dieses Klischee komplett darstellen und mit dem Song „I`m American Woman“ gesanglich perfekt unterstreichen. Ihr Lachen einzigartig, ansteckend und immer wieder für einen Lacher im Publikum zuständig.

Maxime de Winters Schwester Beatrice (Jeanett Neumeister) und ihr Mann Giles (Lutz Standop),

das „klassische“ Buffopaar. Sie bringen Witz und die humorigen Aspekte in gekonnt dezenter Form in das Stück ein.

Es wirkt wirklich witzig und artet nicht Klamauk aus. Jeanett Neumeister kann in ihren beiden Soloparts „Mein Bruder“ und „Die Stärke einer Frau“ auch ihre wunderbare Stimme präsentieren und gemeinsam mit Sybille Lambrich eines der schönsten Lieder der Show zelebrieren.


Da wäre noch der windige und schmierige Gegenspieler von Maxime de Winter, Jack Farwell (Robert D. Marx) zu erwähnen. Der Lebemann und vermeintliche Cousin der verstorbenen Rebecca.

Robert D. Marx hat Jack Farwell das Image gegeben, das er verkörpern soll. Überheblich, arrogant,

gemein und hinterhältig agiert er gegen Maxime. Mit Erpressung und Verleumdung versucht er seine Ziele zu realisieren und sich am Unglück der anderen gütlich zu tun. Letztendlich aber verliert er zum Schluss alles.


Der gute Freund im Hintergrund

Frank Crowley (Marc Clear) Verwalter von Manderley und bester Freund des Hausherrn. Die gute Seele in der ganzen verworrenen Dunkelheit um den mysteriösen Tod von Rebecca de Winter.

Leider ist die Rolle im Buch wie im Film nicht sehr präsent, dabei ist es Frank Crowley, der „Ich“ über Rebecca und auch über Maxime wichtige Hinweise gibt. Marc Clear hat mit diesen einen Solosong ein weiteres Highlight an diesem Abend gesetzt.

Eine neue Inszenierung – ein neuer Maßstab

REBECCA – das Musical auf dem Magdeburger Domplatz hat uns fasziniert. Die Geschichte hat mit der Inszenierung von Erik Petersen und der Castwahl einen neuen Maßstab für ein Musical-Open-Air gesetzt.

Bühnenbild, Kostüme, ein volles Orchester und eine perfekt besetzte Cast, die ihresgleichen sucht.

Der Domplatz in Flammen – ein beeindruckendes Ende zur Geisterstunde


Die Handlung und die Charaktere von REBECCA sind an sich schon Highlight, aber der krönende Abschluss im Stück ist letztendlich dann auch Manderley in Flammen zu sehen. Es ist bei jeder Inszenierung immer wieder spannend, wie dies umgesetzt wird. Eine Open Air Veranstaltung bietet sicherlich etwas mehr Spielraum als eine geschlossene Theaterbühne in einem Saal.

Fast pünktlich zur Mitternacht lässt Mrs. Danvers ihrer kranken Liebe freien Lauf und verwandelt in ihrem Wahn Manderley in ein Flammenmeer.


An jeder Ecke des Bühnenbildes, oben unter züngeln die Flammen und werden größer. Verstärkt wird dies noch durch die Spiegelung der Flammen im Wasser auf der Bühne (dies haben allerdings nur die Zuschauer der oberen Reihen wahrnehmen können).

Die Zuschauer weiter unten kamen in den Genuss, der Cast ganz nah zu kommen, als die gesamte Belegschaft von Manderley vor den Flammen in den Gang zwischen Bühne und Tribüne flüchtet. Einzig und allein Mrs. Danvers (Kerstin Ibald) treibt weiter ihr Unwesen auf der Bühne, ehe sie in ihrem eigenen Fluch umkommt.

Da am 10. Juli 2022 REBECCA leider schon seine Dernière feierte, haben wir, wie sicher bemerkt wurde, ab und an etwas gespoilert.

Vielleicht ist dies aber ein Anreiz für diejenigen, die es in diesem Jahr nicht nach Magdeburg geschafft haben, sich für 2023 die Magdeburger Domfestspiele im Kalender zu vermerken, denn da heißt es ab 16. Juni 2023 CATCH ME IF YOU CAN.

Sicherlich wieder eine Inszenierung, auf die man bereits heute gespannt sein darf.

Fazit:

REBECCA bei den Magdeburger Domfestspielen war ein wirkliches Sommer-Musical-Highlight, an das wir sicher noch lange zurückdenken werden und hoffen, das sich genau diese Cast nochmals zusammenfindet und uns wieder nach Manderley einlädt.

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